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GPS und Stromnetze gefährdet Die Sonne brodelt

Aufnahme des Solar Dynamics Observatory vom 7. Juni 2011.

Aufnahme des Solar Dynamics Observatory vom 7. Juni 2011.

(Foto: dpa)

Eine solche Eruption hat es auf der Sonne das letzte Mal im Jahr 2006 gegeben. Eine riesige Partikelwolke liegt über dem Stern. Er schleudert geladene Teilchen und eine gigantische Plasmawolke ins All. Sie können auf die Erdatmosphäre treffen und Satelliten lahmlegen.

Die Sonne wird derzeit aktiver: Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde NASA beobachteten eine gewaltige Eruption. Für die Menschen am Erdboden ist das nicht gefährlich - Folgen könnte es trotzdem haben.

"So eine Wolke besteht vor allem aus Wasserstoff und Helium und hat einen Durchmesser von mehreren Millionen Kilometern", erläuterte Bernd Inhester, Physiker am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Auf ihrem Weg durchs All lege sie zudem mehrere tausend Kilometer pro Sekunde zurück, doch dass sie zentral auf die Erde trifft sei sehr unwahrscheinlich.

Problematischer könnte eine weitere Folge des Sonnensturms sein: Rasende geladene Teilchen könnten Satelliten und große Stromversorgungsnetze beschädigen. "Für unsere zunehmend technisierte Welt sind solche Sonnenstürme eine Gefahr", sagt der Direktor der Internationalen Weltraumwetter-Initiative (ISWI), Joe Davila. "Starke Sonnenstürme können Stromnetze ausfallen lassen, Satelliten lahmlegen und damit das Navigationssystem GPS durcheinanderbringen."

Keine Panik: Weit entfernt von "Stufe rot"

Ein Sonnensturm in der Darstellung der NASA.

Ein Sonnensturm in der Darstellung der NASA.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Im europäischen Satellitenkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt bekam man die Auswirkungen des Sonnensturms zwar schon zu spüren, "Alarmstufe rot" sei aber noch längst nicht erreicht, betont Paolo Ferri. Der Leiter der Abteilung für Interplanetarische Missionen berichtet, dass bislang nur an wissenschaftlichen Satelliten Störungen aufgetreten seien. Direkte Auswirkungen auf unseren Alltag habe das nicht.

Im Moment sei auch schwer zu sagen, ob weitere Satelliten abgeschaltet werden müssten oder der Sturm stärker würde. Bislang gebe es nur "normale" Schutzmaßnahmen. Sensible Instrumente seien an einigen Satelliten ausgeschaltet worden. Sollte die Aktivität an der Sonnenoberfläche weiter zunehmen, erhöhe sich eventuell - so Ferri - die natürliche Strahlung in den Polarregionen. Die könne dann zu Umleitungen im Flugverkehr führen, denn besonders in sehr hohen Regionen gleiche die Strahlung dann "einer permanenten Röntgenaufnahme".

Programm zur Weltraumwetterwarnung

Da die Aktivität der Sonne in den vergangenen Monaten angestiegen ist, haben die Europäische Union und die europäische Raumfahrtenagentur ESA ein Programm zur Weltraumwetterwarnung gestartet. Denn normalerweise ist der Sonnenwind ein beständiger Fluss geladener Sonnenteilchen, der die Erde umströmt. In einem Zyklus von etwa elf Jahren verstärkt sich jedoch die Aktivität der Sonne. Dann wird dieser Wind zunehmend böig, Sonnenstürme werden häufiger und stärker. Am Dienstag kam dann der bisherige Höhepunkt des Brodelns.

Ein Sonnensturm, wie es ihn jetzt gab, sendet elektrische Wellen und Gaswolken durch die oberen Atmosphärenschichten der Erde, lässt messbare elektrische Ströme durch die oberen Schichten des Erdbodens laufen und rüttelt am Erdmagnetfeld.

Polarlichter in Mitteleuropa möglich

Auch wenn wir zunächst keine direkten Folgen spüren, macht sich der Sonnensturm bei uns eventuell bemerkbar. Am späten Mittwoch oder Donnerstag könnten durch die ungewöhnlich hohe Zahl geladener Teilchen in der Atmosphäre auch in unseren Breitengraden Polarlichter am Himmel zu sehen sein.

Quelle: ntv.de, dpa

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