Sportflieger, Läufer, Ritter Die drei Nobel-Preisträger
08.10.2007, 17:31 UhrMario Capecchi (70) wurde in Italien geboren. Als Kind musste er viereinhalb Jahre auf der Straße leben, weil seine Mutter im Zweiten Weltkrieg ins Konzentrationslager Dachau gebracht wurde. Erst als Neunjähriger sah Capecchi seine Mutter wieder, die mit ihm in die USA auswanderte. Außer der Forschung sind die Liebe zur Natur und Sport seine großen Leidenschaften.
Bereits 1973 verließ Capecchi die Harvard-Universität in Boston und zog mit Frau und Tochter in ein entlegenes Haus in die Rocky Mountains. Seine Forschung setzte er an der Universität von Utah in Salt Lake City fort. Noch immer geht der Wissenschaftler täglich joggen. Er habe nicht damit gerechnet, für den Nobelpreis ausgewählt zu werden, denn es "gibt ja so viele, die ihn verdient haben", sagte Capecchi am Montag."Die eigentliche Belohnung ist die Arbeit selbst und das, was wir mit ihr erreichen."
Der 82-jährige Oliver Smithies ist nicht nur beruflich ein Überflieger, sondern machte sich auch als Sportflieger einen Namen. Vom Anruf aus Stockholm war Smithies nicht sonderlich überrascht. Wenn einer so viele hohe Auszeichnungen gewonnen habe wie er, sei der Nobelpreis einfach mal dran, ließ er durchblicken. Geboren wurde Smithies in Halifax im britischen West Yorkshire. Er promovierte in Oxford und zog 1953 ins kanadische Toronto. Später wechselte er an die US-Universität von Wisconsin in Madison.
Lange vor seinen Arbeiten mit Stammzellen entwickelte der Forscher bereits eine andere Technik, die immense Auswirkungen auf die weltweite Laborarbeit hatte: die Gel-Elektrophorese, mit der sich viele biologische Moleküle erforschen lassen. Anschließend widmete er sich lange dem gezielten Austausch von Genstücken, der homologen Rekombination. Die Methode erwies sich allerdings als wenig hilfreich für neue Therapien - bis sie mit der Züchtung embryonaler Stammzellen kombiniert werden konnte. Seit 1988 ist Smithies "Excellence Professor" an der Universität von North Carolina in Chapel Hill. Dort teilt er sich das Labor mit seiner Frau Nobuyo Maeda.
Martin J. Evans (66) wurde bereits von der britischen Königin als einer der wichtigsten Architekten der Stammzellforschung gewürdigt. 2004 schlug Elizabeth II. den Genforscher zum Ritter. Der Professor hatte maßgeblichen Anteil daran, embryonale Stammzellen aus der Maus zu züchten. Damit lieferte er die Basis für die Arbeit seiner beiden ebenfalls mit dem Nobelpreis geehrten Kollegen. 1963 verließ Evans die Universität von Cambridge, um seinen Doktor am University College in London zu machen.
1978 kehrte er nach Cambridge zurück, wo ihm 1981 zusammen mit Matthew Kaufman die Züchtung embryonaler Stammzellen von Mäusen gelang - was schon damals als Revolution in der medizinischen Forschung gefeiert wurde. 1999 wurde der Forscher Direktor der Fakultät für Biowissenschaften an der Universität Cardiff, die er bis zum Erreichen des Rentenalters leitete. Evans hat mit seiner Frau Judith eine Tochter und zwei Söhne.
Quelle: ntv.de