Schmatzende Primaten Diese Affen klingen wie Menschen
08.04.2013, 20:30 Uhr
Die Dschelada-Männchen locken mit Lippenschmatzen Weibchen an.
(Foto: dpa)
Menschen und Affen sehen sich manchmal ganz schön ähnlich. Dass sie auch ähnlich klingen können, hat ein Biologe in Äthiopien entdeckt. Dort leben die Dscheladas. Im Unterschied zu anderen Affen lassen sie bei ihren normalen Rufen gleichzeitig die Lippen vibrieren.
Wer im äthiopischen Hochland Stimmen hört, der muss nicht unbedingt auf Einheimische gestoßen sein. Die verblüffend menschlich klingenden Laute können von Blutbrustpavianen, sogenannten Dscheladas, stammen. Die Laute werden nicht durch die Stimmbänder erzeugt, sondern durch ein besonderes Schmatzen mit den Lippen. Das berichtet der Biologe Thore Bergman von der Universität von Michigan in der Fachzeitschrift "Current Biology". Die Dscheladas kommen nur in Äthiopien vor. Ihr typisches Merkmal ist ein roter Fleck auf der Brust.
Bergman hatte sich schon bei einer früheren Expedition über die menschlich klingenden Laute gewundert. "Ich sah oft über meine Schulter, um festzustellen, wer da mit mir sprach - aber es waren nur die Dscheladas." Die nähere Untersuchung zeigte nun, wie die Tiere diese Laute erzeugen: Sie schmatzen zusätzlich zu ihren normalen Rufen mit den Lippen und lassen diese vibrieren. Diese Schwingungen im Bereich zwischen drei und sechs Hertz unterteilen die Rufe in einzelne "Silben" und machen sie so menschenähnlich.
Lippenschmatzen als Balzverhalten
Diese Laute sind ungewöhnlich, da die meisten anderen Primaten wie etwa die nahe verwandten Paviane ihre Laute ohne zusätzliche Bewegungen der Lippen, Kiefer oder der Zunge erzeugen. Sie sind daher weniger strukturiert, schreibt Bergman.
Bei den Dscheladas nutzen hauptsächlich die Männchen ihr Lippenschmatzen, um damit Weibchen anzusprechen. Die Laute gehören zum Verhaltensrepertoire im sozialen Leben der Tiere. Diese Strukturierung von Lauten könnte durchaus der Frühform der Tonreihen und Silben ähneln, die sich bei den Vorfahren der Menschen später zur Sprache weiter entwickelten, glaubt Bergman.
Quelle: ntv.de, dpa