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Mehr Glücksbringer bei Ratten Drogenverlangen gezügelt

Mit einer experimentellen Gentherapie haben US-Forscher das Verlangen drogensüchtiger Ratten nach Kokain drastisch verringert. Die Tiere nahmen nach dem Eingriff nur noch ein Viertel jener Drogenmenge zu sich, die sie zuvor brauchten. Das berichtet eine Gruppe um Peter Thanos vom Brookhaven National Laboratory (US-Staat New York) im Journal „Synapse“. Im Mittelpunkt der Studie steht das oft als Glückshormon bezeichnete Dopamin. Es wird von verschiedenen Nervenzellen ausgeschüttet und von anderen aufgenommen – so trägt die Botensubstanz im Gehirn Reize weiter. Dopamin ist am Entstehen von Freude und Belohnung beteiligt. Drogen greifen in dieses System ein, bringen es durcheinander und führen zur Sucht.

Thanos konzentrierte sich auf jene Moleküle an der Oberfläche von Nervenzellen, die das Dopamin-Signal empfangen. Wenn der Glücksbote an diese D2-Rezeptoren bindet, leiten sie das Signal ins Innere der Zelle weiter. Bereits zuvor hatten viele Studien gezeigt, dass Suchtmittel die Produktion von Dopamin im Hirn verstärken. Dieses reagiert mit der Zeit auf seine dauerhafte Stimulation – und verringert die Zahl der Rezeptormoleküle. Für einen Belohnungseffekt gleicher Stärke muss dann die Drogenmenge gesteigert werden – ein verheerender Kreislauf. Die Forscher mutmaßten daher, dass sich die Symptome mit einer künstlichen Erhöhung der Zahl von D2-Rezeptoren mildern ließen, und hatten Erfolg.

Im Experiment trug ein zur „Genfähre“ umgebautes Virus die Erbanlage für die Rezeptoren ins Rattenhirn. Die Tiere waren zuvor darauf trainiert worden, sich selbst soviel Kokain zu verabreichen, wie sie es für nötig hielten. Tatsächlich entstanden auf den Nervenzellen mehr Rezeptoren. Daraufhin konsumierten die Tiere nur noch ein Viertel der ursprünglichen Giftmenge. Der Effekt dieser Gentherapie hielt sechs Tage an. Thanos und seine Kollegen hatten das gleiche Experiment zuvor bereits mit Ratten unternommen, die alkoholabhängig waren. Dabei zeigte sich ein vergleichbares Resultat. Vorher hätten die Tiere 80 bis 90 Prozent ihres täglichen Flüssigkeitsbedarfs in Form von Alkohol aufgenommen, drei Tage später nur noch 20 Prozent – „Eine sehr klare Verhaltensänderung“, betont Thanos. Er hofft, dass das Wissen um die Dopamin-Rezeptoren eines Tages zur Suchtbekämpfung beitragen wird.

Quelle: ntv.de

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