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Nicht mehr als 20 Minister Effiziente Arbeit im Kabinett

Um effizient zu arbeiten sollte ein Kabinett nicht mehr als 20 Minister haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gruppe um Stefan Thurner von der Forschungsgruppe für komplexe Systeme an der Universität von Wien. Die Wissenschaftler bestätigen damit historische und aktuelle Beobachtungen: Je größer ein Kabinett, umso schwieriger wird dessen Arbeit. Der Untersuchung liegen unter anderem Daten der Weltbank, des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) und der CIA zugrunde. Sie wurden mit der Größe der Kabinette in Verbindung gebracht.

Demnach haben ärmere Länder meist größere Kabinette als reiche Staaten. Arme Länder sind politisch weniger stabil, weniger effizient und weniger entwickelt. Der größte Gegensatz der 197 untersuchten Staaten spannt sich zwischen Sri Lanka (54 Kabinettsmitglieder) sowie Liechtenstein und Monaco (je 5). Am deutschen Kabinettstisch sitzen 16 Männer und Frauen. Thurner und seine Kollegen blicken in ihrem Artikel unter anderem auf die Europäische Union, die mit inzwischen 27 Mitgliedern der EU-Kommission über der stabilen Grenze liegt. Die Forscher haben ihre Studie unter dem Titel „Wie vielen Politikern sollte man das Regieren überlassen? zur Diskussion ins Internet gestellt.

Die Wissenschaftler beziehen sich in ihrem Papier auf den britischen Historiker Cyril Northcote Parkinson (1909-1993), der für seine Arbeit „Parkinson's Law or the Pursuit of Progress von 1957 zahlreiche historische Quellen ausgewertet hat. Demnach sollte ein Kabinett nicht mehr als 19 bis 22 Kabinettsmitglieder haben, andernfalls verliere die Ministerrunde Entscheidungskraft. Dieser Zusammenhang ist seither als „Koeffizient der Ineffizienz bekannt, und diese Vorhersage bestätigen sich nun international.

Hilfreiche Daten von CIA und UN
Die Weltbank, der US-Geheimdienst CIA und die Vereinten Nationen pflegen große Datensammlungen über einzelne Länder, etwa über deren Bruttosozialprodukt, die Lebenserwartung, die Wirtschaftslage, die politische Stabilität, die Effektivität der Verwaltung, die Kriminalität, den Stand der Demokratie, die Korruption und so fort. Diese Indizes lassen sich mit der Größe des Kabinetts in Beziehung setzen. Bei vier nach Ansicht der Forscher besonders wichtigen Kriterien schnitt ein Land umso schlechter ab, je mehr Minister es hatte (1: „Einfluss der Wähler auf die Zusammensetzung des Kabinetts, 2: „Effektivität der Regierung, 3: „Politische Stabilität und 4: „Humaner Entwicklungs-Indikator).

Damit stellte sich die Frage nach dem Warum. Um Klarheit zu schaffen schrieben die Forscher eine Computersimulation. Darin ist jeder Minister ein Knotenpunkt eines Netzwerkes. Die Kollegen in seiner unmittelbaren Umgebung können ihn dabei etwas stärker beeinflussen als die weiter entfernten Minister. Sie haben einen geringeren Einfluss. Jeder der Knoten im Computer (also jeder Minister) hat zu Beginn der Rechnung eine Meinung (er ist entweder „dafür oder „dagegen). Ein Knoten kann umgestimmt werden, wenn genügend „Kollegen in der Umgebung anderer Meinung sind. Das Programm wiederholte diesen Prozess von verschiedenen Startpunkten aus immer wieder und jeweils so lange, bis sich ein stabiler Zustand aus „dafür und „dagegen einstellte.

Die virtuellen Regierungsmannschaften Thurners hatten dabei eine Größe von 5 bis 35 Ministern. Der Dissens zwischen ihnen stieg erwartungsgemäß mit der Zahl der beteiligten Knoten. Auch rechnerisch fand sich eine „Schmerzgrenze. Sie lag - wie von Parkinson ziemlich genau vorhergesagt - bei 20 Ministern.

Quelle: ntv.de

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