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Holländer plant One-Way-Mission Einmal Mars ohne Rückfahrkarte

Eine holländische Vision: Leben in Wohnmodulen auf dem Mars.

Eine holländische Vision: Leben in Wohnmodulen auf dem Mars.

(Foto: mars-one.com)

Verrückte Spinnerei oder mutige Vision? Ein Niederländer plant eine Reality-Show, deren Teilnehmer zum Mars fliegen. Die Sache hat einen Haken: Eine Rückfahrt wäre technisch nicht möglich. Im Jahr 2033 soll der Rote Planet bereits von 20 Erdenbewohnern bevölkert sein.

Während die Marssonde Curiosity fleißig Bilder vom Roten Planeten zur Erde sendet, hat eine niederländische Firma schon ganz andere Pläne: Sie will im Jahr 2023 Menschen dorthin schicken und das Ganze als Reality-Show im Fernsehen ausstrahlen. "Die Eroberung des Mars ist die wichtigste Etappe in der Geschichte der Menschheit", sagt der Ingenieur Mas Lansdorp, der zu diesem Zweck die Gesellschaft "Mars One" gründete.

Einen großen Haken hat das Start-up-Projekt allerdings: Eine Rückkehr vom Roten Planeten ist für die Abenteurer nicht möglich. Technisch sei das nicht zu machen, erläutert der 35-Jährige, der damit natürlich auf ethische Vorbehalte stößt.

Sechs Milliarden Dollar (4,8 Milliarden Euro) soll seine Marsmission kosten - mehr als doppelt so viel wie die Curiosity-Mission der US-Raumfahrtbehörde NASA, die den ersten bemannten Flug zum Mars erst 2030 plant. Bei einem Gespräch mit Paul Römer, einem der Macher von "Big Brother", kam Lansdorp die Idee, sein Projekt im Fernsehen zu vermarkten, um an das nötige Geld zu kommen. Wie in der erfolgreichen Reality-Serie, die 1999 auf Sendung ging, sollen auch bei "Mars One" die Auswahl der Astronauten, ihre siebenmonatige Reise und das Leben im All im Fernsehen zu sehen sein.

"Wie die Wikinger oder Kolumbus"

Einen Fan hat Lansdorp schon: den niederländischen Physik-Nobelpreisträger des Jahres 1999, Gerard 't Hooft. "Es gab schon immer Abenteurer, die ins Unbekannte fuhren wie die Wikinger, die nach Amerika aufbrachen oder Christoph Kolumbus", sagt der "Botschafter" von "Mars One".

Will man hier wirklich den Rest seines Lebens verbringen?

Will man hier wirklich den Rest seines Lebens verbringen?

(Foto: REUTERS)

Auch Lansdorp weiß, dass viele Aspekte seines Vorhabens noch ungeklärt sind. Immerhin scheiterte seit 1960 etwa die Hälfte aller Marsmissionen. Die technische Seite will der Ingenieur mit dem Schwerpunktgebiet Windenergie deshalb privaten Spezialfirmen anvertrauen. Er und sein Team, dem ein Physiker, ein Industriedesigner und eine Spezialistin für Unternehmenskommunikation angehören, wollen die Koordinierung des Projekts übernehmen.

Bereits im nächsten Jahr soll die Auswahl und Ausbildung der Astronauten beginnen. Ab 2016 sollen dann Wohnmodule, Lebensmittel und Roboterfahrzeuge zum Mars geschickt werden. Nachdem bis 2022 alles Nötige auf den Roten Planeten transportiert wurde, sollen im April 2023 die ersten vier Männer und Frauen auf dem Himmelskörper landen. Zu ihnen sollen weitere Astronauten kommen, so dass der Mars 2033 nach Lansdorps Plänen von 20 Erdenbewohnern bevölkert wird.

Gemütlich wird das nicht

Ob Menschen dort überhaupt leben können, ist allerdings fraglich. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 55 Grad unter Null, und die Atmosphäre besteht zu 95 Prozent aus Kohlendioxid. Der Sauerstoff soll aus dem Eis gewonnen werden, das unter der Marsoberfläche lagert.

"Ich denke, es gibt zahlreiche Fragen, die noch nicht ausreichend geprüft wurden", sagt Chris Welch, Professor für Weltraumtechnik an der in Straßburg ansässigen Internationalen Weltraumuniversität (ISU). "Vom technischen Standpunkt aus liegt die Chance bei 50 zu 50". Er zweifelt auch daran, dass die nötigen sechs Milliarden Dollar wirklich durch die Fernsehübertragungen reinkommen sollen.

Jorge Vago vom Marserkundungsprogramm der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ist ebenfalls skeptisch. Die Turbulenzen an der Marsoberfläche würden es nicht erlauben, zwei Weltraumfahrzeuge gleichzeitig landen zu lassen, wie "Mars One" es vorsieht. Vago warnt auch vor den Sonnenstürmen, deren Strahlen die Astronauten "grillen" und ihre Raumfahrzeuge stark beschädigen könnten.

Dennoch unterstützt der Chef der niederländischen Raumfahrtgesellschaft, Gerard Blaauw, das Projekt. Medien und Raumfahrt zu verbinden, sei eine "visionäre Idee", schreibt er auf der Website von "Mars One".

Quelle: ntv.de, Nicolas Delaunay, AFP

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