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Umstrittenes Experiment startet Eisendüngung in der Antarktis

Das umstrittene deutsch-indische Experiment zur Eisendüngung in der Antarktis darf wie geplant beginnen. Das hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan in Berlin entschieden. Von Bord des deutschen Forschungsschiffs "Polarstern" aus soll ein 300 Quadratkilometer großes Meeresgebiet für die Grundlagenforschung mit sechs Tonnen Eisen gedüngt werden.

Kritiker sehen in dem deutsch-indischen Projekt eine Gefährdung der antarktischen Umwelt. Mehrere Gutachten stützen diese Befürchtungen laut Forschungsministerium jedoch nicht. Das federführende Alfred-Wegener-Institut (AWI) hatte den Beginn des Experiments vom Votum der Ministerin abhängig gemacht.

Keine rechtlichen Bedenken

"Nach Auswertung der mir vorliegenden Gutachten bin ich davon überzeugt, dass es keine naturwissenschaftlichen und rechtlichen Bedenken gegen das deutsch-indische Meeresforschungsexperiment LOHAFEX gibt", teilte Schavan mit. Vier Gutachten hatten untersucht, ob das Experiment mit internationalen Abkommen und Bestimmungen vereinbar sowie aus Umweltgesichtspunkten unbedenklich ist.

Der British Antarctic Survey und das Kieler IFM-Geomar hatten die ökologischen Auswirkungen bewertet, das Heidelberger Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht sowie die Universität Kiel hatten die Vereinbarkeit mit den einschlägigen Konventionen geprüft.

Algenwachstum ankurbeln

Mit dem Experiment soll laut AWI die Rolle des Eisens im Ozeansystem untersucht werden. Dabei gehe es um die Auswirkungen des Eisens auf die Zusammensetzung des Planktons, aber auch um die Frage, ob sich die Eisendüngung zur Kohlendioxid-Reduktion eignet und welche ökologischen Folgewirkungen dies hätte.

Kritiker befürchten, dass eine künftige großflächige Eisendüngung zur billigen Entsorgung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) dienen soll. Tatsächlich gibt es Vorschläge, per Eisendüngung großflächig das Algenwachstum und damit die CO2-Aufnahme der Ozeane anzukurbeln.

Keine großflächige Eisendüngung

Das AWI lehnt nach eigenen Angaben allerdings eine großflächige Eisendüngung mit dem Ziel des CO2-Abbaus zur Klimaregulierung nach dem jetzigen Stand des Wissens ab. Unklar sei auch, in welchen Ozeantiefen der Kohlenstoff verbleibe und ob er wieder an die Atmosphäre abgegeben werde.

Die Gutachten haben laut Schavan bestätigt, dass die von der Bonner Konferenz für Artenvielfalt geforderte Kleinräumigkeit solcher Versuche erfüllt ist. Mit 20 Kilometern Durchmesser sei das Versuchsgebiet sogar deutlich kleiner als von der zwischenstaatlichen Ozeankommission der Unesco empfohlen. Es werde zudem die kleinstmögliche Menge Eisensulfat verwendet. Nach AWI-Angaben erhöht ein großer schmelzender Eisberg die Eisenkonzentration in vergleichbarer Größenordnung.

Quelle: ntv.de

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