Kinder in Krankenhäusern Eltern ungenügend eingebunden
14.07.2008, 13:23 UhrBei der Behandlung von Kindern binden viele Krankenhäuser nach einer Studie die Minderjährigen und ihre Eltern nur ungenügend ein. Dies werde wegen des Kostendrucks und der Konzentration auf die technisch-medizinischen Abläufe in der Klinik oft vernachlässigt, sagte der Hannoveraner Sozialmediziner Friedrich Wilhelm Schwartz.
Nur ein Drittel der Eltern sei uneingeschränkt mit der Informationsvermittlung der Kliniken zufrieden. Je nach Krankheit fühlten sich ein Viertel bis mehr als zwei Drittel der Eltern in keiner Weise in die Entscheidungen der Ärzte eingebunden. Das Hannoveraner ISEG-Institut hatte im Auftrag der Gmünder Ersatzkasse (GEK) rund 2500 Eltern nach der Klinikbehandlung ihrer Kinder befragt und die Daten der GEK-Versicherten ausgewertet.
Überversorgung bei Magen-Darm-Krankheiten
Eine starke Minderheit der Kliniken verstößt demnach auch gegen UN-Vorgaben, Kinder in eigenen Abteilungen und in Anwesenheit der Eltern zu versorgen. So würden bei Verletzungen nur rund 70 und bei Mandeloperationen nur rund 50 Prozent der Kinder in Kinderabteilungen behandelt. Vor allem bei kleineren Kindern kämen die Kliniken diesen Anforderungen aber nach. Auf die Ergebnisse der Behandlungen wirkten sich die Defizite nicht aus. Die allermeisten Kinder würden nach dem Krankenhausaufenthalt wieder gesund.
Die Forscher kritisierten, dass Kinder viel zu oft wegen Magen-Darm-Erkrankungen in Kliniken kämen. Die Zahl der Behandlungen habe sich binnen 18 Jahren versechsfacht - obwohl diese Leiden meist gar nicht im Krankenhaus behandelt werden müssten. Bei Mandelentzündungen sei früher bestehende Überversorgung hingegen abgebaut worden. Insgesamt werden acht Prozent der 1- bis 14-Jährigen mindestens einmal pro Jahr im Krankenhaus behandelt.
Für die Erwachsenen stellten die Forscher fest, dass erstmals mehr Behandlungstage wegen psychischer Störungen anfallen als für Krankheiten des Kreislauf-Systems. Der GEK-Vorsitzende Rolf-Ulrich Schlenker sprach sich für eine Stärkung des Zugangs zur Psychotherapie oder zur ambulanten psychiatrischen Behandlung aus.
Quelle: ntv.de