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Auf zur ISS Endeavour hebt ab

Premiere für die US-Raumfähre "Endeavour": Vor knapp fünf Jahren flog der Space-Shuttle zum letzten Mal zur Internationalen Raumstation (ISS). Es war der letzte Flug, bevor die sieben Astronauten an Bord der Raumfähre "Columbia" am 1. Februar 2003 tödlich verunglückten. Seitdem blieb die "Endeavour" am Boden und wurde mit allen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Sollte das Wetter mitspielen, wird die Raumfähre am Dienstag kommender Woche (7. August) um 23.02 Uhr MESZ in Cape Canaveral (Florida) starten.

Leck muss abgedichtet werden

Zunächst muss die Raumfahrtbehörde NASA noch ein Leck in der Kabine abdichten. Weitere Probleme dürfen dann nicht mehr auftreten, ansonsten müsste der Flug zur Internationalen Raumstation (ISS) verschoben werden. Ursache für das Leck sei ein defektes Überdruckventil hinter der Toilette des Shuttles, das nun ausgetauscht werde. Außerdem gab es ein Problem mit einem von zwei Thermostaten des Hydrauliksystems der Fähre. Ursprünglich wollte die NASA deshalb beide Thermostate austauschen. Nach einer Prüfung gelangten die Techniker jedoch zu dem Schluss, dass ein Austausch nicht notwendig sei.

Der elf Tage lange Weltraumeinsatz von Kommandant Scott Kelly und seiner sechsköpfigen Crew sieht auf den ersten Blick nicht so spektakulär aus wie die letzten Flüge der Raumfähren "Atlantis" und "Discovery". Nach Angaben der NASA ist von allem etwas dabei: Ausbau der ISS, Reparatur und Versorgung. Allein 100 Arbeitsstunden umfasst der Laufzettel für das Entladen von 2,5 Tonnen Ersatzteilen, Kleidung, Nahrung und Medikamenten sowie wissenschaftliche Experimente.

Die "Endeavour"-Crew soll an der ISS unter anderem ein neues, rund 2,5 Tonnen schweres Verbindungsstück anbringen. An "Stubby", wie das S5-Teil in der Astronautensprache liebevoll heißt, wird im Januar 2009 dann ein Segment mit dem letzten Paar Sonnensegeln angedockt.

Diesmal kein Zeitdruck

Die sieben US-Astronauten stehen beim Abarbeiten ihrer Laufzettel erstmals nicht unter dem üblichen Zeitdruck. Als erste Raumfähre kann die "Endeavour" jetzt auch das Energiesystem der ISS anzapfen. Sollte etwas nicht wie erwartet klappen oder sollte wieder eine Reparatur im Weltall notwendig sein, kann das Kontrollzentrum in Houston ohne Probleme drei zusätzliche Tage und einen vierten Außeneinsatz an das Programm anhängen. Wenn auch das letzte Paar Sonnensegel gesetzt ist, können Raumfähren sogar sechs Tage länger im All bleiben als bisher.

Drei Crew-Mitglieder fliegen zum ersten Mal ins All - aber alle Augen sind vor allem auf Barbara Morgan gerichtet. Die 55-Jährige hat nicht die übliche Karriere als Kampfpilotin hinter sich. Morgan ist Lehrerin. Sie ist durch ein Tal der Tränen gegangen und steht nach 20 Jahren jetzt vor dem Gipfel.

Die NASA rief 1984 das Programm "Lehrer im Weltall" ins Leben, um Schüler für wissenschaftliche Fächer und Raumfahrt zu begeistern. Christa McAuliffe sollte die erste Lehrerin sein. Morgan wurde als deren Vertreterin ausgewählt. McAuliffe gehörte dann zu der siebenköpfigen Crew, die am 28. Januar 1986 bei der Katastrophe der Raumfähre "Challenger" ums Leben kam. Die NASA strich danach das Lehrerprogramm. Die Verbindungen zu Morgan rissen aber nicht ab.

Schüler für die Raumfahrt begeistern

Die NASA gab der Lehrerin 1998 die Chance, Astronautin zu werden. Sie wird jetzt mit der "Endeavour" fliegen, dem Nachfolgemodell für die "Challenger", mit der ihre Freundin McAuliffe ums Leben kam. Morgan steht nicht nur das normale Arbeitsprogramm der anderen Crew- Mitglieder bevor. Sie soll außerdem als erste Pädagogin von der ISS aus in einer eher ungewöhnlichen Unterrichtsform Schüler für die Raumfahrt begeistern.

Von Hans Dahne, dpa

Quelle: ntv.de

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