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Umweltschonende Variante Enzyme aus Holzpilzen

Mit Enzymen aus Holzpilzen lassen sich Greifswalder Forschern zufolge Chemikalien künftig deutlich umweltschonender herstellen. Die Methode könne bei der Synthese von Feinchemikalien den Einsatz umweltbelastender Schwermetalle, Lösungsmittel und Chlorverbindungen teilweise überflüssig machen, sagte der Mikrobiologe der Universität Greifswald, Frieder Schauer. Die Wissenschaftler hatten entdeckt, dass einige Enzyme von auf Holz wachsenden Pilzen, die sogenannten Laccasen, chemische Verbindungen miteinander koppeln können.

"Laccasen sind zwar keine Alleskönner, aber im Vergleich zu anderen Enzymen sehr flexibel", erklärte Schauer. Sie könnten im Gegensatz zu den meisten anderen Enzymen nicht nur einen, sondern eine Vielzahl von Stoffen bearbeiten. Eine weitere Eigenschaft sei, dass sie Stoffe aktivieren und besonders reaktionsfreudige Teilchen, sogenannte freie Radikale, bilden können. "Die entstandenen Moleküle sind in der Lage, sich an andere neue Moleküle zu binden, wodurch eine Potenzierung der Synthese-Leistung möglich ist", erläutert der Professor für angewandte Mikrobiologie. Laccasen werden bereits jetzt industriell eingesetzt, unter anderem bei der Aufarbeitung von Altpapier und zum Bleichen.

Hunderte von Feinchemikalien könnten künftig durch den Einsatz der Enzyme in biotechnologischen Verfahren entstehen. In einem auf zwei Jahre angelegten Kooperationsvorhaben wollen Chemiker und Mikrobiologen der Universitäten Greifswald und Rostock nun zusammen mit Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz die Anwendungsmöglichkeiten genauer untersuchen. Dabei solle geklärt werden, in welchen Bereichen ein Einsatz wirtschaftlich sinnvoll ist, sagte Schauer, der für das Verfahren ein Patent angemeldet und das Projekt zusammen mit den Chemikern Uwe Bornscheuer (Greifswald) und Udo Kragl (Rostock) konzipiert hat.

Noch sei die traditionelle Herstellung von Feinchemikalien oftmals billiger als die biotechnologische Produktion mit Hilfe von Laccasen, sagte Schauer. Für ihre Untersuchungen konnten die Greifswalder Mikrobiologen und Chemiker auf die Pilzstammsammlung der Universität zurückgreifen. Seit den 70er Jahren werden hier Pilzstämme unter dem Aspekt ihrer potenziellen technischen Nutzung gesammelt. Mit 4500 unterschiedlichen Pilz- und rund 1500 technisch nutzbaren Bakterienstämmen, die zum Teil bei fast minus 180 Grad in flüssigem Stickstoff gelagert werden, zählt sie zu den großen derartigen Sammlungen Deutschlands. Feinchemikalien sind Verbindungen, die durch chemische oder biotechnologische Verfahren hergestellt werden und einen besonders hohen Reinheitsgrad aufweisen.

Quelle: ntv.de

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