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Mit Nanotechnik gegen Krebs Erbsubstanz magnetisiert

Mäuse und Ratten werden in 95 Prozent aller Tierversuche eingesetzt.

Mäuse und Ratten werden in 95 Prozent aller Tierversuche eingesetzt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mit einer Art magnetisierter Erbsubstanz haben japanische Forscher erfolgreich Krebs in Mäusen bekämpft. Das berichtet ein Team um Yoshihisa Namiki von der Jikei University School of Medicine. Ihre Arbeit ist im Journal „Nature Nanotechnology“ nachzulesen. Die Forscher hatten feine magnetische Partikel trickreich beschichtet, um anschließend kleine Stücke aus Erbsubstanz (siRNA, small interfering RNA) daran zu befestigen.

Ziel war es, diese Kombination genau zu dem Tumor im Körper der Tiere zu lenken. Dazu implantierte die Gruppe einen kleinen Magneten in der Nähe der Wucherung unter der Haut – oder klebte den Magneten von außen an der gewünschten Stelle fest. Dieser zog, wie erwartet, die ins Blut gespritzte Fracht genau in seine Richtung. So entstand in den Zellen des Tumors ein hoher Gehalt an siRNA. Je nach deren Zusammensetzung lassen sich damit einzelne Gene in der Zelle stummschalten – das funktioniert auch in Krebszellen.

Tumore um die Hälfte geschrumpft

Die Gruppe um Namiki nahm sich ein Molekül zum Ziel, das für das Wachstum der Tumorzellen von Bedeutung ist. Tatsächlich ließ sich dieses Rezeptormolekül (EGF, epidermal growth factor) sowohl in den Mäusen als auch in 9 von 13 zusätzlich getesteten Zellkulturen blockieren. In der Folge war das Tumorwachstum gehemmt. Die Autoren weisen besonders darauf hin, dass sie dabei keine Nebenwirkungen beobachtet haben. Die siRNATechnik hat sich in den vergangenen Jahren rasant verbreitet: Mit diesem Standardverfahren wurden bereits viele Erbanlagen gezielt stumm geschaltet.

Auch das neue Verfahren setzt bei den beiden grundsätzlichen Problemen der Krebstherapie an: Zum ersten kommt es darauf an, das Medikament zum Tumor zu bekommen, obwohl der nicht immer gut durchblutet ist. Und zum zweiten muss das schnell geschehen, weil der Körper Medikamente schnell abbaut.

Schnell und gezielt – die magnetischen Nanopartikel sollen beides möglich machen. Nach 8 Injektionen binnen 28 Tagen waren die Tumore in den Mäusen etwa um die Hälfte geschrumpft, schreiben die Forscher. Bei der Gewebeuntersuchung zeigte sich zudem eine schlechtere Durchblutung in den Tumoren der behandelten Tiere. Viele Krebszellen waren abgestorben, auch weitere Zeichen von Sauer- und Nährstoffmangel waren sichtbar. In einem begleitenden Text in „Nature Nanotechnology“ schreibt auch Christian Plank von der Technischen Universität München, dass es keine Hinweise auf Immunreaktionen oder Nebenwirkungen gebe.

Quelle: ntv.de, dpa

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