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Aids-Infektionen bei Kindern Erschreckende Zahlen

Jede Minute infiziert sich weltweit ein Kind mit dem Aidsvirus. Trotz kleiner Fortschritte bei Vorbeugung und Behandlung steckten sich im vergangenen Jahr nach UNICEF-Schätzungen weltweit 530.000 Mädchen und Jungen unter 15 Jahren an. Die meisten dieser Kinder kommen bereits mit dem HI-Virus zur Welt: Sie infizieren sich bei der Mutter. Das geht aus einem neuen Bericht zu Kindern und der Immunschwächekrankheit hervor, den das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Dienstag in New York, Genf und Köln veröffentlichte. Die Zahl infizierter Kinder hatte das Aidsprogramm UNAIDS der UN bereits Ende vergangenen Jahres genannt.

"Im Kampf gegen Aids werden Kinder bis heute benachteiligt", sagte Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. "Obwohl die Preise für Medikamente gefallen sind, erhalten die meisten betroffenen Kinder in den Entwicklungsländern immer noch keine ausreichende medizinische Hilfe. Für viele kommt dies einem Todesurteil gleich." UNICEF wies jedoch auch darauf hin, dass in zahlreichen Entwicklungsländern, in denen das Virus stark verbreitet ist, jetzt deutlich mehr getan werde, um Kinder und Jugendliche vor dem Erreger der Immunschwäche zu schützen.

So erhalten in Namibia immer mehr werdende Mütter Viren hemmende Medikamente, um eine Übertragung des Virus auf ihr Baby zu verhindern. Der Anteil der HIV-infizierten schwangeren Frauen, die in Namibia medizinisch behandelt werden, stieg von sechs Prozent 2004 auf 29 Prozent im Jahr 2005. In Südafrika -dem nach Indien am stärksten von HIV getroffenen Land -stieg die Behandlungsrate im gleichen Zeitraum von 22 auf 30 Prozent.

Ein weiterer vorsichtiger Lichtblick: Die Preise für Viren hemmende Medikamente, die auch für Kinder geeignet sind, sanken nach UNICEF-Angaben in den vergangenen 12 bis 18 Monaten drastisch. Dennoch erhalten UNICEF zufolge weltweit nur zehn Prozent der HIV-infizierten Kinder die Medikamente, die sie dringend zum Überleben bräuchten.

Das Kinderhilfswerk fordert deshalb noch größere Anstrengungen zur Prävention. Vor allem Mädchen und junge Frauen benötigten mehr Informationen und Unterstützung. Weltweit liege die Infektionsrate bei Frauen unter 24 Jahren bereits über der ihrer männlichen Altersgenossen. In der Elfenbeinküste und in Kenia seien Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren sogar fünf Mal häufiger infiziert als gleichaltrige Männer. Viele Frauen in armen Ländern können sich auf Grund ihrer schlechten sozialen Stellung nicht gegen ungeschützten Geschlechtsverkehr wehren.

Die weltweit schätzungsweise 15 Millionen Kinder und Jugendliche, die durch Aids ihre Mutter, ihren Vater oder beide Elternteile verloren haben, erhalten mittlerweile mehr Hilfe. Aids-Waisen können nun häufiger als früher zur Schule gehen, auch weil in einigen Ländern die Schulgebühren abgeschafft wurden, wie UNICEF berichtete. Mehr als 20 afrikanische Länder hätten nationale Aktionspläne beschlossen, um diese Kinder zu unterstützen. Weltweit werde die Zahl der Aids-Waisen jedoch weiter steigen -bis 2010 auf schätzungsweise 20 Millionen.

Quelle: ntv.de

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