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Letzte Reise eines Gehassten Erste Herodes-Schau in Jerusalem

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Der Griff eines marmornen Beckens.

Fünf Jahre ist es her, dass die Grabstätte des König Herodes gefunden und freigelegt wurde. Nun zeigt das Israel Museum erstmals eine umfassende Ausstellung zu dem gefürchteten Herrscher. Auch durch die intensive Beschäftigung mit seinen imposanten Hinterlassenschaften wird Herodes dem Betrachter nicht sympathischer.

Noch nie ist Herodes, eine der verhasstesten und zugleich bekanntesten Figuren der Menschheitsgeschichte, eine große Ausstellung gewidmet worden. Nun, fünf Jahre nach der Entdeckung seiner Grabstätte, widmet sich das Jerusalemer Israel Museum dem König, der laut Bibel befahl, alle Kinder im Alter von zwei Jahren hinzurichten. Der israelische Archäologe Ehud Netzer hatte Grab und Mausoleum nach fast dreißigjähriger Suche entdeckt und freigelegt.

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Blick auf den Berg Herodion.

(Foto: REUTERS)

Seitdem wurden 30 Tonnen Steine, Säulen, zerbrochener Stuck und ganze Fresken vom Fundort am Herodion-Berg nach Jerusalem ins Museum gebracht. Außerdem wurden 250 Objekte aus eigenen Beständen und Leihgaben von Museen aus dem Ausland gesammelt.

Unter dem Titel "Die letzte Reise des Königs Herodes" fasst das Museum nun die Gegenstände zusammen. Die Ausstellung, die noch bis Oktober 2013 läuft, gibt Einblicke in das Leben eines Herrschers, der von seinem Volk gehasst wurde. Er war nicht-jüdischer Herkunft und pflegte enge politische Beziehungen zu den römischen Besatzern. Um seine Macht zu erhalten ging er über Leichen. So ermordete er seine Frau und drei seiner Söhne.

Herodes schuf riesige Bauwerke. Bis heute stehen davon die Klagemauer, das Grabmal der Erzväter in Hebron und die massive Burg Massada. Um sich "in die Herzen der Menschen einzuschmeicheln", wie Kurator David Mevorach formuliert, gestaltete Herodes den Jerusalemer Tempel neu und erweiterte ihn erheblich. Weil dort heute Heiligtümer des Islam stehen, ist eine Ausgrabung an diesem Ort nicht möglich. Aber rund um den Tempelberg wurden viele Funde gemacht, die biblische Erzählungen und zeitgenössische Beschreibungen des Historikers Josephus Flavius voll bestätigen und visuell bereichern.

Beziehung zu Kleopatra und den Größen seiner Zeit

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Zu Beginn der Ausstellung steht der Besucher erst einmal im nachgebauten Thronsaal von Jericho. Gerade mal 30 Menschen finden darin Platz. "Der Saal wirkt bescheiden", sagt Kurator Mevorach, "aber die Farben an den Wänden waren extrem teuer." Die Pigmente für das "kitschige Pink" hatte Herodes von einem privaten Steinbruch des Kaisers Augustus in Südspanien importiert.

Die empfindlichen 2000 Jahre alten Farben von Fresken an den Wänden einer Theaterloge "verflüchtigten sich wie in einem Fellinifilm." Deshalb war die Hilfe von Experten für die Konservierung dieser und anderer Funde notwendig. Die Loge hatte Herodes möglicherweise speziell für den Staatsbesuch des Markus Agrippas errichten und wenig später wegen des Baus seines Mausoleums wieder zuschütten lassen. Die engen politischen Beziehungen, die Herodes mit Rom und den Größen seiner Zeit pflegte, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Auch die Beziehung zu Kleopatra findet sich wieder.

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(Foto: REUTERS)

Ein Saal ist dem ausgewählten Gaumen des Herodes gewidmet. Einige Dutzend Amphoren sind neben beschrifteten Scherben ausgestellt. Aus der ganzen damaligen Welt ließ sich der König Judäas ausgewählte Weine schicken, wobei wie heute der Ort des Weinbergs, der Jahrgang und "für Herodes" auf die Amphoren geschrieben worden war. Auch Garum importierte Herodes, eine stinkende Fischsauce, die zu jeder römischen Mahlzeit gereicht wurde. Auf feinstem Terra Sigilata Geschirr wurde dem König und seinen erlauchten römischen Gästen das Essen gereicht. Sie tranken aus bunten Glaskrügen.

Im gleichen Saal wird auch einer der sensationellsten Funde aus einer Höhle bei Qumran am Toten Meer gezeigt: ein kleines Tongefäß, in dem sich noch eine Flüssigkeit erhalten hatte. Es handelt sich um sündhaft teuren Balsam, mit dem sich schon Kleopatra betören ließ.

Das negative Bild bleibt

In der Mitte des Saales zwischen Statuen von Augustus, Mark Antonius und Kleopatra steht ein dreibeiniges steinernes Wasserbassin mit einem Durchmesser von einem Meter. Die Griffe sind mit den Fratzen des Dionysos und anderer mythologischer Figuren geschmückt. Ein fast identisches Wasserbecken hat man in einem Palast des Kaisers Augustus in Rom gefunden. Offensichtlich hatte Herodes das kostbare steinerne Becken vom römischen Kaiser persönlich geschenkt bekommen und konnte es deshalb nicht ausschlagen. Wegen der menschlichen Figuren konnte er es aus Rücksicht auf die jüdische Sitten jedoch nicht in seinem Jerusalemer Palast aufstellen. Herodes ließ es in einem luxuriösen Bad neben seinem Privattheater nahe dem Mausoleum auf dem Herodion aufstellen.

Dem teilweise rekonstruierten Mausoleum mit den Originalkapitellen und Säulen sowie drei geschmückten Sarkophagen vom Herodion ist der letzte Saal der Ausstellung gewidmet. Obwohl man keine Namen gefunden hat, vermuten die Forscher, dass der Sarkophag aus zerbrechlichem roten Sandstein die letzte Ruhestätte des Herodes gewesen ist. Wer in den beiden anderen Sarkophagen gelegen hat, ist nicht bekannt. Der Historiker Josephus Flavius berichtet, dass der Leichnam Herodes auf einer goldenen Bahre von Jericho zu seinem Mausoleum gebracht wurde. Thraker, Germanen und Gallier sollen den König als Ehrengarde begleitet haben.

Das negative Bild, das von Herodes herrscht, wird sich durch die Ausstellung kaum ändern. "Fünf Jahre lang hat er unser Leben bestimmt", sagt Kurator Mevorach. "Herodes ist uns dabei nicht sympathischer geworden."

Quelle: ntv.de

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