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Falsche Todesursachen Es wird zu wenig obduziert

Die geringe Zahl von Obduktionen in Deutschland verfälscht laut Bundesärztekammer die Todesursachenstatistik.

"In etwa 15 Prozent aller Todesfälle in Krankenhäusern besteht eine Diskrepanz zwischen klinischer Hauptdiagnose und Sektionsbefund", kritisierte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer. Würden die tatsächlichen Todesursachen durch eine Untersuchung der Leiche nicht aufgedeckt, so habe dies negative Folgen für die Therapie von Patienten. "Es muss alles getan werden, um wieder Sektionsraten von etwa 30 Prozent der Todesfälle im Krankenhaus zu erreichen", fordern die Experten.

Auch die Rechtssicherheit leide unter dem Rückgang bei den Autopsien (Leichenöffnungen). So habe eine multizentrische Studie gezeigt, dass zwischen 1.200 und 2.400 Tötungsdelikte in Deutschland jährlich unentdeckt blieben, weil mit den Obduktionen ein wichtiges Instrument zur Aufklärung von Verbrechen fehle.

"Eine der Ursachen für den Rückgang ist sicherlich auch die geringe Bereitschaft der Bevölkerung, sich mit dem eigenen Tod auseinander zusetzen. Der distanzierte Umgang mit Sterben und Tod erfüllt alle Kriterien einer sozialen Verdrängung", sagte Prof. Robert Jütte vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. Es müsse öffentlich diskutiert werden, ob nicht jeder Bürger grundsätzlich einer Obduktion nach seinem Tod zustimmen sollte.

Quelle: ntv.de

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