"Höhere Sicherheit" Europa schießt Satellit ins All
06.07.2012, 02:34 Uhr
Start geglückt, die Ariane-5-Rakete hebt ab.
(Foto: dpa)
Die Rakete hebt mitsamt MSG-3 ab, alles verläuft glatt. "Ein Meilenstein", jubelt Eumetsat-Chef Alain Ratier, dessen Organisaton den neuen Satelliten von Darmstadt aus steuert. Schnellere, verlässlichere Wetterdaten soll er liefern.
Plötzlich auftretende dunkle Wolken, heftiger Wind: Extreme Wetterlagen wie Stürme oder Dürren sind gefährlich und kosten Geld, viel Geld. Um sie künftig besser vorhersagen zu können, hat Europa einen neuen Satelliten ins Weltall geschossen. Der MSG-3 startete am späten Donnerstagabend wie geplant um 23.36 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit mit der Trägerrakete Ariane-5 vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana.
"Damit werden wir eine höhere Sicherheit für kurzfristige Wetterwarnungen haben", sagte der Satelliten-Direktor Mikael Rattenborg von der Eumetsat in Darmstadt. Die europäische Organisation nutzt solche Satelliten. Von dort aus werden sie auch gesteuert. Die Wetterdaten der Satelliten gehen an Meteorologen und nationale Wetterdienste.
Gemeinsames Projekt
MSG-3 soll einen älteren Vorgänger ersetzen. Die Satelliten können alle 15 Minuten ein komplettes Bild liefern, im Extremfall für einen kleineren Ausschnitt sogar alle fünf Minuten. Europa, Afrika und der Nordatlantik werden aus einer Höhe von 36.000 Kilometern beobachtet. Die Satelliten sind ein gemeinsames Projekt von Eumetsat und der Europäischen Weltraumagentur Esa, die ihr Kontrollzentrum Esoc auch in Darmstadt hat.
Eumetsat-Chef Alain Ratier sprach von einem "Meilenstein in der Zusammenarbeit." Derweil lief auf einer großen Tafel im Kontrollraum der Countdown. In der letzten halben Minute vor dem Start wurden Mitarbeiter und Gäste vor den großen Bildschirmen ganz still. Erleichterung dann nach dem Abheben der Rakete im fernen Kourou. Alles lief wie geplant.
Die ersten zehn Tage des Satelliten hat Esoc in der Hand. "Diese Startphase ist besonders kritisch, bis die Satelliten an ihrem Platz ausgesetzt sind", sagte Esa-Direktor Thomas Reiter.
Zweite Generation
Die Satelliten liefern nicht nur Hinweise auf herannahende Katastrophen. Wichtig sind auch Daten für die besten Tage der Ernte. Oder auch Angenehmes, ob es etwa Wetter zum Grillen gibt. "Diese Satelliten garantieren Wettervorhersagen in bester Qualität", ließ der Esa-Vorsitzende Jean-Jacques Dordain mitteilen.
Eumetsat betreibt aus einer zweiten Wettersatelliten-Generation Meteosat-8 und Meteosat-9. MSG-3 ist die Nummer 10, der dritte Satellit in dieser Reihe. Wenn er seine Arbeit aufnimmt, wird er vermutlich für Meteosat-8 einspringen. Die Gesamtkosten der aus vier Satelliten bestehenden Reihe ist auf 2,2 Milliarden Euro veranschlagt. Die erste Meteosat-Generation startete 1977, die zweite 2002.
"Von der ersten zur zweiten Generation geschah ein Quantensprung", sagte Claudia Ritsert-Clark von Eumetsat. Von der ersten Generation kam noch alle 30 Minuten ein Bild zur Erde. Eine dritte Generation ist schon geplant. Sie soll von 2018 an schrittweise zum Einsatz kommen und die Wettervorhersage noch einmal revolutionieren.
Quelle: ntv.de, Joachim Baier, dpa