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In den brasilianischen Tropen Fische pflanzen Bäume

Im brasilianischen Feuchtgebiet Pantanal helfen Fische bei der Ausbreitung tropischer Baumarten. Sie fressen die Früchte der Bäume und scheiden die Samen an anderer Stelle wieder aus, berichten Forscher von der Sao-Paulo-Staatsuniversität (Brasilien) im Journal "Biotropica". Eine Palmenart (Bactris glaucescens) sei für ihre Ausbreitung vermutlich sogar fast ausschließlich auf den Pacu (Piaractus mesopotamicus) angewiesen. Dies müsse künftig auch bei der Fischerei und deren Regulation in der Region berücksichtigt werden, schreiben die Forscher.

Die größten Fische, die auch die besten Schwimmer sind und die Samen theoretisch am weitesten verteilen, werden von den Fischern bevorzugt gefangen. Ironischerweise werde die Situation durch die Schutzbestimmungen noch verschärft: In Brasilien seien nur Pacus geschützt, die kleiner sind als 40 Zentimeter, größere dürfen gefangen werden.

Unfreiwilliger Transport

Fische sind den Angaben nach bislang nicht als Samenverteiler von Pflanzen bekannt. Normalerweise sind es Vögel, Nagetiere oder andere Landlebewesen, die die Samen verbreiten. Entweder fressen sie Samen und scheiden sie andernorts wieder aus oder sie tragen die mit Haken bewehrten Samen im Fell oder an den Federn umher.

In den vergangenen Jahren haben Forscher auch Samen im Darm verschiedener Fischarten gefunden. Dies untersuchten Mauro Galetti und seine Gruppe nun an dem tropischen Süßwasserfisch Pacu. Er lebt unter anderem im Pantanal, dem größten Binnenland-Feuchtgebiet der Welt. Viele der dort wachsenden Pflanzen, wie Palmen oder Hülsenfrüchte, werfen ihre Früchte während der Überschwemmungszeit ab, wenn das Wasser sich über Tausende von Quadratkilometern erstreckt. Landlebende Tiere können aus diesem Grund die Samen kaum verbreiten.

Samenfund im Magen

Deren Aufgabe übernimmt der Pacu, der weit ins Innere des Feuchtgebiets vordringt und die Samen der Pflanzen dabei mitnimmt, berichtet Galetti. Die Gruppe hatte im Verdauungstrakt von 70 Fischen nach Samen der B. glaucescens-Palme gesucht und diese bei fast drei Vierteln (73 Prozent) gefunden. Weiter stellten die Wissenschaftler fest, dass die Samenmenge mit der Größe der Fische zunahm. So hatte der größte Fisch 141 Samen der Palme in seinem Bauch. Galetti und seine Mitarbeiter hatten ebenso untersucht, welche Tiere in dem Lebensraum welchen Anteil an der Verbreitung der Samen hatten. Sie beobachteten Affen, Vögel, Fische und andere Tiere und erfassten, welche Pflanzensamen diese fraßen. Dann sammelten sie die Ausscheidungen der Tiere und versuchten, die darin enthaltenen Samen austreiben zu lassen. Die B. glaucescens-Palme war fast ausschließlich auf den Pacu angewiesen. Aber auch andere Pflanzen profitierten von dem Samentransport auf dem Wasserweg, heißt es in dem Journal.

Quelle: ntv.de

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