Bernstein durchblickt Forscher finden Fossilien
07.04.2008, 17:00 UhrMit speziellen Röntgenstrahlen haben Forscher hunderte fossile Tiere in undurchsichtigem Bernstein entdeckt. Paläontologen der Universität Rennes und der Europäischen Synchrotron-Strahlungsanlage (ESRF) in Grenoble fanden in 100 Millionen Jahre alten Bernsteinbrocken aus der Kreidezeit 356 Kleintiere, teilte die ESRF mit.
In 640 undurchsichtigen Stücken aus der französischen Region Charentes fanden sich fossile Wespen, Milben, Fliegen, Ameisen und Spinnen. Die Fossilien sind zwischen 0,8 und vier Millimetern groß. Größere Tiere seien wohl in der Lage gewesen, sich aus dem klebrigen Harz zu befreien, erklären die Forscher.
Mit herkömmlichen mikroskopischen Verfahren war es bislang unmöglich, undurchsichtigen Bernstein zu erkunden, der sich äußerlich kaum von gewöhnlichen Steinen unterscheiden lässt. Erst der Einsatz sogenannter Synchrotron-Röntgenstrahlen machte die tierischen Relikte aus der Kreidezeit nun sichtbar. Synchrotron-Röntgenstrahlen sind heller und konzentrierter als gewöhnliche Röntgenstrahlen. Sie entstehen, wenn schnelle, elektrisch geladene Teilchen wie Elektronen etwa in einem Teilchenbeschleuniger mit Hilfe von Magnetfeldern abgelenkt werden.
80 Prozent undurchsichtig
"Forscher haben seit vielen Jahren versucht, diese Art von Bernstein zu untersuchen, mit geringem oder gar keinem Erfolg", sagte der ESRF-Paläontologe Paul Tafforeau. "Dies ist das erste Mal, dass wir tatsächlich Fossilien, die er enthält, entdecken und untersuchen können." Von der neuen Methode erhoffen sich Experten viele Funde, da bis zu 80 Prozent aller Bernstein-Funde aus der Kreidezeit undurchsichtig sind.
Damit auf den Röntgen-Bildern nicht nur Kratzer und Kerben auf der Oberfläche des Bernsteins zu erkennen sind, wird das versteinerte Harz zuvor in Wasser getränkt. Da Wasser und Bernstein nahezu die gleiche Dichte haben, werden die Umrisse der Brocken sowie Unebenheiten auf deren Oberfläche nahezu unsichtbar. Dadurch sind wiederum Fossilien im Inneren deutlicher zu sehen und somit besser zu identifizieren.
Quelle: ntv.de