Woran starb Hatschepsut? Forscher finden Todesursache
19.08.2011, 19:27 UhrEine Salbe mit krebserregenden Substanzen hat möglicherweise den Tod der ägyptischen Pharaonin Hatschepsut verursacht. Rund 3500 Jahre später glauben ein Ägyptologe und ein Pharmakologe von der Uni Bonn, das Geheimnis eines Flakons gelüftet zu haben.
Die ägyptische Pharaonin Hatschepsut könnte sich unwissentlich durch eine Hautlotion vergiftet haben. Zu diesem Schluss kommen deutsche Forscher nach der Untersuchung eines Flakons aus dem Besitz von Hatschepsut. Die legendäre Pharaonin lebte um 1450 vor Christus und regierte etwa 20 Jahre als erste Herrscherin Ägyptens.
In dem unscheinbaren Fläschchen, das in der Dauerausstellung des Ägyptischen Museums der Uni Bonn zu sehen ist, fanden die Wissenschaftler nicht wie vermutet Parfüm, sondern eine Art Hautpflegelotion für die vermutlich hautkranke Monarchin, die um 1450 vor Christus lebte.
Womöglich ist die Pharaonin durch die jahrelange Verwendung der Hautlotion an Krebs erkrankt und daran gestorben, erklärten der Ägyptologe Michael Höveler-Müller und der Pharmakologe Helmut Wiedenfeld. "Tatsächlich ist bekannt, dass es in der Familie von Hatschepsut Fälle von Hauterkrankungen gab", so Höveler-Müller.
Palmöl und Teer
Das etwa 15 Zentimeter hohe und noch verschlossene Originalbehältnis mit langem Flachhals war zunächst geröntgt worden. Dabei wurden eingetrocknete Reste der Originalflüssigkeit am Rand festgestellt. In einem Operationssaal der Bonner Uniklinik wurden in einem endoskopischen "Eingriff" winzige Proben entnommen.
Die Flüssigkeit mit Palmöl und Muskatnussöl und ungesättigten Fettsäuren war alles andere als harmlos: Sie enthielt auch Teer - bis heute werden teerhaltige Medikamente bei Hauterkrankungen eingesetzt - und Benzo(a)pyren. Das sind krebserregende Substanzen.
Kurzfristige Linderung führte möglicherweise zum Tod
Nach Ansicht von Wiedenfeld spricht vieles dafür, dass die Lotion den Krebstod von Hatschepsut verursacht haben könnte. "Wenn man sich vorstellt, dass die Pharaonin chronisch hautkrank war und ihr die Salbe kurzfristig Linderung verschaffte, dann mag sie sich im Laufe einiger Jahre einem großen Risiko ausgesetzt haben", erklärte der Pharmakologe. Dass die Pharaonin Krebs hatte und vielleicht sogar daran gestorben ist, ist schon länger bekannt. "Jetzt kennen wir möglicherweise auch die eigentliche Ursache", erklärte Höveler-Müller.
Hatschepsut, Tochter des Erobererkönigs Tutmosis I. aus der 18. Dynastie und Gemahlin ihres Halbruders Thutmosis II., regierte um 1479 bis 1458 vor Christus zunächst als Vormund ihres Stiefsohns Thutmosis III., dann als Königin. Sie ließ unter anderem den Terrassentempel von Deir el Bahari in der Nähe von Luxor erbauen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa