Wissen

In 7000 Metern Tiefe Forscher finden neue Fischart

Die Tiefsee ist ein Gebiet, das bislang noch weitgehend unerforscht ist. Immer wieder finden Wissenschaftler Hinweise darauf, dass das Leben dort reichhaltiger ist, als man bisher weiß. diese Vermutung bestätigt sich nun erneut, als eine neue Fischart vor die Linse eines Tauchroboters schwimmt.

Die Bedingungen, unter denen die Tiere in der Tiefsee leben, sind extrem: stockfinster, kalt und nahrungsarm.

Die Bedingungen, unter denen die Tiere in der Tiefsee leben, sind extrem: stockfinster, kalt und nahrungsarm.

(Foto: HADEEP)

Das Leben in 7000 Metern Meerestiefe und noch darunter ist vielfältiger als gedacht. Bilder automatischer Kameras zeigen zahlreiche Flohkrebse und Fische, darunter eine für die Wissenschaft vollends neue Art von Scheibenbäuchen (Liparidae). Das berichtet ein Team neuseeländischer, britischer und japanischer Forscher nach seiner Rückkehr von einer Expedition zum Peru-Chile-Graben vor der Pazifikküste Südamerikas.

Dort fällt der Boden bis in eine Tiefe von rund 8000 Metern ab, weil sich hier die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte schiebt. Um zu sehen, ob – und wenn ja, was – dort unten lebt, wurden automatische Kamera-Roboter versenkt, die auf Kommando wieder auftauchen. Daran befestigt sind Köder, um "Beute" vor die Linse zu locken.

So schaffte das Team 6000 Bilder aus einer Tiefe von 4500 bis 8000 Metern an die Oberfläche. Sie zeigen auch die neue Fischart. Als Expeditionsbasis diente den Forschern des HADEEP-Projektes (Hadal Environmental Science/Education Program) das deutsche Forschungsschiff "Sonne".

Umdenken über Populationen

Über viele Jahrhunderte hinweg galt die Tiefsee als lebloses Gebiet. Neue Roboter revidieren diese Sicht aber zusehends. Forschungsleiter Alan Jamieson erklärte: "Das sind fantastische Resultate, was ein Umdenken über die Fischpopulationen in extremen Tiefen zur Folge haben wird."

HADEEP hatte 2008 vor Japan 7703 Meter unter der Oberfläche Fische gefilmt. Tiefer wurde nie zuvor ein lebender Fisch beobachtet. Nun fanden sich solche und ähnliche Fische auch auf der anderen Seite des Pazifik. Die Forscher vermuten unter anderem, dass die Ökologie der untermeerischen Gräben reichhaltiger ist als zuvor angenommen – und sich von Graben zu Graben unterscheidet.

Langsamer Stoffwechsel, späte Geschlechtsreife

Die Bedingungen dieser Lebensräume sind extrem – extrem dunkel, extrem kalt und arm an Nahrung. Einige Fische fraßen 22 Stunden an dem Köder – Hinweise darauf, dass sie sonst nicht viel finden. Bei Temperaturen nahe des Gefrierpunktes läuft ihr Stoffwechsel sehr langsam, die Organismen altern langsam und werden oft erst spät geschlechtsreif.

Von den Ködern wurden auch andere Tiere in den Lichtkegel gelockt: große Flohkrebse (Amphipoda), deren gegliederter Körper an Shrimps erinnert. Sie gehören zu den Krebstieren und sind nahe mit Asseln verwandt. Die nun gefilmten und eingesammelten Exemplare waren größer und lebten tiefer als anderenorts beobachtete Exemplare.

Quelle: ntv.de, dpa

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