Wissen

Wissenschaftsrückblick 2007 Forscher schlagen Alarm

Die Klimaforscher haben in diesem Jahr so viel Aufmerksamkeit erregt wie nie zuvor. Der Weltklimareport mit mehr als 2.500 beteiligten Wissenschaftlern warnt eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung und hebt die Verantwortung des Menschen für den Klimawandel hervor. Stammzellforscher finden das langgesuchte Mittel, um erwachsene menschliche Zellen in eine Art embryonale Stammzellen zurückzuverwandeln, damit könnte eine Alternative zum ethisch umstrittenen Einsatz embryonaler Stammzellen entstehen. Viele Nationen blicken unterdessen zum Mond - der Erdtrabant bekommt so viel Aufmerksamkeit wie seit der letzten Mondlandung eines Menschen vor 35 Jahren nicht mehr.

Der Weltklimarat (IPCC) schlägt 2007 gleich viermal die Alarmglocken: Laut Teil 1 seines Reports im Februar droht der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts eine "beispiellose" Erwärmung von bis zu 6,4 Grad Celsius. Zudem belegt er den Beitrag des Menschen für die globale Erwärmung so deutlich wie nie zuvor. Im April warnt Teil 2 des Reports, der Klimawandel bedrohe die Lebensgrundlagen von Milliarden von Menschen. Mit dem dritten Teil ruft der Klimarat im Mai eindringlich zum Handeln auf: Spätestens in acht Jahren sollte der momentan immer noch steigende Treibhausgasausstoß der Welt wieder sinken. Im November schließlich präsentiert der Klimarat eine Kurzfassung seines Werks auf 23 Seiten - als mahnende, wissenschaftliche Grundlage für die Politiker der UN-Klimakonferenz auf Bali.

Unterdessen zeigt eine ungezählte Zahl weiterer Studien die Gefahren des Klimawandels auf: Am Nordpol gibt es so wenig Eis wie noch nie seit Beginn moderner Messungen, wie dänische und deutsche Forscher per Satellit entdecken. In Deutschland geschehen Blüte, Reife und Ernte seit einem halben Jahrhundert immer früher - pro Jahrzehnt um mehr als einen Tag, wie Münchner Forscher berechnet haben.

In sibirischen Städten rückte der Frühling wegen des Klimawandels binnen der vergangenen 18 Jahre um mehr als 13 Tage vor. Hitzewellen dauern in Europa heute im Mittel doppelt so lange wie vor rund einem Jahrhundert. Und der weltweite Kohlendioxidausstoß steigt schneller als vom Weltklimarat befürchtet.

Neben dem Erdklima kommt der Mond 2007 wieder stärker ins Visier von Forschern und Politikern: Im September bringt Japan seinen ersten Satelliten auf den Weg zum Erdtrabanten, im Oktober folgt ein chinesischer. Chinas Mondflug ist der Auftakt eines ehrgeizigen Mondprogramms, das in fünf Jahren die Landung eines Mondfahrzeugs vorsieht. Langfristiges Ziel ist eine mögliche Ausbeutung von Rohstoffen. Indien, Russland und die USA planen in den nächsten Jahren ähnliche Flüge, die Weltraumbehörde NASA will gar ein eigenes Mond-Forschungsinstitut gründen. Deutsche Forscher möchten 2012 eine eigene Mondexpedition starten.

Auch die Genetiker machen Riesenschritte. Der Mitentdecker der DNA-Struktur, James Watson, und der Gen-Pionier Craig Venter präsentieren ihr eigenes Erbgut im Internet. Die beiden ersten entzifferten menschlichen Genome von 2001 waren noch aus den genetischen Informationen mehrerer Menschen zusammengestellt worden.

Für eine Überraschung von möglicherweise auch politischer Bedeutung sorgen Stammzellforscher. Sie haben Hautzellen von Menschen mit wenigen Kniffen zurückverwandelt, so dass sie fast dieselben Eigenschaften haben wie embryonale Stammzellen. Prof. Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin aus Münster spricht von einem "Durchbruch", warnt aber zugleich: "Wer daraus jedoch den Schluss zieht, dass Forscher von nun an sofort auf die Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen verzichten könnten, begeht einen schweren Denkfehler." Noch sei unklar, ob die neuen Zellen tatsächlich das Potenzial embryonaler Stammzellen hätten. Vor einem möglichen medizinischen Einsatz müssten noch etliche wissenschaftliche Fragen geklärt werden.

Deutschland kann sich 2007 gleich über zwei Nobelpreisträger freuen. Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich erhält die Auszeichnung für Physik zusammen mit einem französischen Kollegen. Ihre Technik führte zu größeren Festplatten in Computern, MP3- Spielern und digitalen Videorekordern. Gerhard Ertl vom Fritz-Haber- Institut in Berlin erhält den höchsten Preis für Chemiker für die exakte Untersuchung von Reaktionen, die an Oberflächen ablaufen, zum Beispiel im Autokatalysator. Ist nun der Forschungsstandort Deutschland besser als sein Ruf? In jedem Fall liegen die Arbeiten Jahrzehnte zurück.

Und die Wissenschaft bietet 2007 noch eine gute Nachricht für leicht übergewichtige Männer. Sie haben bessere Aussichten auf Langlebigkeit als Schlanke. Für die Studie waren mehr als 10.000 israelische Männer über 40 Jahren mehr als vier Jahrzehnte lang untersucht worden. Deutlich Übergewichtige und Untergewichtige haben dagegen schlechtere Aussichten.

Quelle: ntv.de, Simone Humml, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen