Uralte Spezialisierung Frauen sammeln besser
10.10.2007, 15:18 UhrIrgendwie gewusst oder vermutet hat es ja jeder, nun steht es fest: Frauen sind die besseren Sammler. Sie erinnern sich nach einem Marktbesuch viel besser als Männer daran, an welchem Stand welche Nahrungsmittel angeboten wurden. Das hat eine Gruppe um Max Krasnow vom Institut für Psychologie an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara bei Experimenten auf verschiedenen Wochenmärkten herausgefunden.
Die Resultate spiegelten die uralte Spezialisierung von Frauen aufs Sammeln der Nahrung wider, heißt es in den „Proceedings B“ der britischen Royal Society. Weiteres Ergebnis: Männer und Frauen erinnern sich umso besser an den „Fundort“ eines Nahrungsmittels, je mehr Kalorien es hat. Beim energiereichen Olivenöl gab es die kleinsten Abweichungen, bei den wasserhaltigen Zucchini die stärksten. Auch dies erinnere an alte Zeiten, als es darauf ankam, sich zu verschiedenen Jahreszeiten an verschiedene, jeweils vielversprechende Fundorte zu erinnern.
Krasnow und seine Kollegen fingen ihre Versuchspersonen vor dem Markt ab und fragten sie zur Tarnung, ob sie sich für ein kleines Honorar an einer Marktforschung beteiligen wollten. Dann wurden die Teilnehmer zwischen den Ständen herumgeführt, bekamen an sechs von ihnen etwas zu essen und wurden jeweils dazu befragt – um die Täuschung glaubhaft erscheinen zu lassen. In der Mitte des Marktes sollten die Probanden schließlich einen Pfeil in jene Richtung drehen, in der sie eine bestimmte Frucht bekommen hatten. Die Scheibe war dabei so geschickt zwischen den Ständen aufgebaut, dass keiner der zuvor besuchten Stände zu sehen war. Die selbst gestellte Frage „Können Frauen die neu gelernte Position von Nahrungsmitteln besser zeigen als Männer“ beantworten die Psychologen zweifelsfrei mit „Ja“. Im Durchschnitt wies der von Frauen gedrehte Pfeil um sieben Grad genauer auf die jeweils abgefragte Nahrung. Diese Leistung sei um 27 Prozent besser als jene der Männer. Das Ergebnis hing nicht davon ab, ob sich die Frauen selbst als gut oder schlecht im Navigieren bezeichneten.
Ein anderer Test sollte die Frage klären: „Erinnern sich Mann und Frau besser an die Position hochqualitativer Nahrungsmittel?“ Auch hier war die Antwort „Ja“: Beide Geschlechter deuteten genauer auf das kalorienreichere als aufs kalorienärmere Essen. Dieser Effekt zeigte sich unabhängig davon, ob die Probanden die abgefragten Lebensmittel zu ihren Lieblingsspeisen zählten oder nicht.
In einer Rangfolge nimmt das sehr energiereiche Olivenöl Platz eins ein. Es folgen Mandeln, Honig, Avocados, Kirschen, Zuckererbsen, Tomaten und schließlich die Zucchini. Die Resultate sprechen dafür, dass es einen psychologischen Mechanismus gibt, der die effiziente Nutzung von Früchten, Gemüse und ähnlich verteilten Nahrungsmitteln fördert, schreiben die Psychologen um Krasnow.
Immerhin sei der Mensch zu 99,7 Prozent seiner Evolution Sammler gewesen. Der Mann musste bei der Jagd andere Fähigkeiten entwickeln, etwa über lange Strecken laufen, Speere werfen und anschließend mit der schweren Beute so schnell und genau wie möglich wieder nach Hause zu Frauen und Kindern finden. Das ist ein Grund dafür, warum sich viele Männer im offenen Gelände gut zurechtfinden.
Solche Resultate seien nicht prinzipiell neu, erklärte Professor Bernd Leplow vom Institut für Psychologie an der Martin-Luther Universität zu Halle-Wittenberg. Frauen neigten zu einer „Landmarkenorientierung“, also dem Erinnern konkreter Zeichen im Raum. Auch hätten sie ein besseres Ortsgedächtnis, während sich Männer im statistischen Mittel sogenannte kognitive Karten aufbauten – die Navigation also im Sinne einer ungefähren Richtungsangabe nutzen. Hier gebe es auch entsprechende neuronale Unterschiede.
Quelle: ntv.de