An der Küste örtlich viel Schnee Für Schlittschuhe noch zu früh
01.02.2012, 16:30 Uhr
Die Temperaturen bewegen sich seit Tagen im zweistelligen Minusbereich. Daran wird sich erstmal auch nichts ändern. Trotzdem scheint ein Alstereisvergnügen in weiter Ferne. Und für eine Eisdecke auf der Müritz weht der Wind zu stark. So kalt es auch ist: Um die großen Wasserflächen zufrieren zu lassen, muss der Winter noch nachlegen.
Die sibirische Kälte, die Deutschland seit Anfang der Woche im Griff hat, drückt die Temperaturen in den nächsten Tagen noch weiter in den Keller. Minusgrade im zweistelligen Bereich lassen uns zittern. Ein Glas Punsch, bei Sonnenschein auf dem zugefrorenen See genossen, käme da gerade recht.

Seltener Anblick: eine komplett zugefrorene Müritz im Januar 2006. Mit 117 Quadratkilometern ist sie der größte vollständig in Deutschland gelegene See.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Doch trotz der tiefen Temperaturen kann zum Beispiel die Müritz noch nicht mit einer Eisdecke aufwarten. "Grund ist der eisige Ostwind", sagt Olaf Schatzki vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Waren. Der Wind hat die dünne Eisschicht, die in der vergangenen Woche entstanden war, komplett aufgebrochen und die Schollen am Ufer zusammengeschoben. Dort bilden sie nun einen bis zu 100 Meter breiten und zehn Zentimeter dicken Eis-Streifen. "Solange der Ostwind im Wasser so kabbelige Wellen erzeugt, friert da nichts zu", sagt Schatzki. Und das bedeutet, dass aus dem Punsch auf der Müritz noch lange nichts wird.
Denn wie Clemens Grohs vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation im Gespräch mit n-tv.de sagt, bleibt es zunächst bei einer windigen Wetterlage. "Es ist immer wieder mit Ost- und Nordost-Winden zu rechnen", so der Meteorologe.
Muss 150 Buden tragen
Eine tragende Eisdecke auf der Müritz, dem größten See Deutschlands nach dem Bodensee, ist sowieso etwas Besonderes. Die gibt es nicht jeden Winter. Und auch auf der Hamburger Außenalster ist das "Eisvergnügen" ein eher seltenes Ereignis. 20 Zentimeter muss die Eisdecke dick sein, damit die Behörden den Aufbau von 150 Glühweinständen und Würstchenbuden auf der dann stark beanspruchten Eisfläche genehmigen. Bis zum Wochenende wird die Schicht auf der Außenalster diese Stärke nicht erreichen. "Das dauert mindestens zehn Tage", gibt Grohs zu bedenken.
Auch die Ostsee – das kann der Meteorologe ebenfalls ausschließen – wird trotz klirrender Kälte in absehbarer Zeit nicht begehbar werden. "Ein einzelner winterlicher Abschnitt nützt da nicht", sagt Grohs. "Da müssten die ganzen nächsten Wochen von Dauerfrost geprägt sein." Im Februar 2011 war das Eis auf dem Binnenmeer selbst auf offener See 50 bis 60 Zentimeter stark. Vereinzelt hatten sich durch heftige Winde bis zu 20 Meter hohe Eiswände gebildet. Davon kann in diesem Winter bisher keine Rede sein.
Intensiver Schneefall an der Küste
Nur der an den Großen Seen der USA oft beobachtete "Lake effect" ist in diesen Tagen an der Ostseeküste möglich. Er stellt sich ein, wenn sehr kalte Luft über große Wasserflächen strömt. Wehen nun also die kalten Luftmassen aus arktischen Gebieten über die vier bis sechs Grad warme Ostsee, bilden sich über der Ostsee Wolken. "Das führt zu kleinen Schauerstraßen", erklärt Grohs, "die sich in Form von Niederschlägen, also Schneeschauern, entladen." Bei Nordost-Wind, wie er aktuell vorherrscht, ist davon Schleswig-Holstein betroffen. "Das sind aber oft nur sehr schmale Gebiete, manchmal nur wenige hundert Meter groß", so der Meteorologe. "Aber in denen kann es dann relativ kräftig schneien." Sobald sich Eisflächen auf der Ostsee bilden, ist es mit dem "Lake effect" vorbei.
Weiter als bis Montag lässt sich das Wetter noch nicht in die Karten schauen. "Die Wetterlage ist genau ab dem Wochenende extrem unsicher", sagt Grohs. "Diverse Vorhersagemodelle präsentieren verschiedenste Varianten. Das reicht von weiterem Dauerfrost bis hin zu einer deutlich milderen Wetterlage." - Mal schauen, ob das mit dem Punsch auf dem Eis noch was wird …
Quelle: ntv.de, asc/dpa