Passivrauchen Gefährdete Kinder
18.10.2006, 12:23 UhrRauchen ist ungesund. Viele Jungs und Mädchen wissen das und fangen erst gar nicht damit an. Doch was hilft es, sich von Zigaretten fern zu halten, wenn die Freunde und die Eltern das anders sehen? Passivrauchen nervt nicht nur, es kann ebenfalls krank machen. Wer nicht permanent vollgequalmt werden will, ist aber in der Clique oft schnell als Langweiler abgestempelt. Vor allem bei den Freunden geht es daher um mehr als gute Argumente gegen das Rauchen. Bei den Eltern können diese schon eher ziehen.
Meist sind es nicht nur die roten Augen und das Kratzen im Hals, das junge Nichtraucher ertragen müssen, sondern auch die Lästereien der Freunde: "Wenn die Kumpels rauchen, kann ein Nichtraucher schnell zum Außenseiter werden", sagt Christian Lüdke, Psychologe aus Köln. Er umschreibt damit ein Problem, das vielen bekannt sein dürfte.
Lüdke rät Betroffenen, möglichst offensiv mit dem Problem umzugehen: Wer sich gestört fühlt oder sogar um die eigene Gesundheit fürchtet, sollte das deutlich sagen -auch wenn dafür in vielen Fällen einiges an Selbstvertrauen nötig ist. "Sie müssen ihren Freunden klar machen", erläutert Lüdke, "dass ihnen viel an der Freundschaft liegt und dass es nur der Zigarettenqualm ist, der stört."
Zumindest "echte" Freunde dürften das verstehen. Vielleicht lassen sie sich ja auch überreden, das regelmäßige Treffen am Nachmittag in ein Caf zu verlegen, das auch eine Nichtraucherecke hat. "Es gilt, eine annehmbare Alternative zu finden, mit der Raucher und Nichtraucher leben können", verdeutlicht Christian Lüdke.
Am vernünftigsten und für alle am gesündesten wäre es natürlich, noch einen Schritt weiterzugehen und zu versuchen, die Kumpels vom Rauchen abzubringen. Doch Psychologe Lüdke rät davon ab: "Man kann Rauchern nicht einfach das Rauchen wegnehmen und dann nichts anderes anbieten."
Wer dennoch versuchen will, seine Freunde vom Nichtrauchen zu überzeugen, kann es mit Hilfe eines Lehrers versuchen: "Vielleicht ist es ja möglich, Projekte zu starten und im Klassenverband darüber zu diskutieren", rät Ernst-Günther Krause von der Nichtraucher-Initiative Deutschlands in München. Dieser Versuch kann zwar schief gehen, vielleicht bewirkt er aber zumindest bei einigen ein Umdenken.
Wenn die Raucher im Freundeskreis auch auf Durchzug stellen, sind die qualmenden Eltern unter Umständen empfänglicher für Argumente. "In Deutschland leben etwa 8,5 Millionen Jungs und Mädchen in Haushalten, in denen mindestens eine Person raucht", sagt Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Oft seien sich die Eltern gar nicht darüber im Klaren, was sie ihrem Nachwuchs damit antun.
Also gilt es, gegenüber dem Vater oder der Mutter deutlich zu werden: "Wer über lange Zeit zugequalmt wird, ist besonders anfällig für Infekte und Herz-Kreislauferkrankungen", erklärt Pötschke-Langer. "Außerdem haben junge Menschen, die in einem Raucherhaushalt leben, ein um 20 Prozent höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken." Kein Wunder, schließlich enthält Zigarettenrauch mehr als 4.800 giftige Substanzen. Und nicht nur die Raucher selbst, sondern auch ihr Umfeld bekommen sie ab.
"Vor allem Kinder und Jugendliche sind durch das Passivrauchen gefährdet", verdeutlicht Wolf-Rüdiger Horn, Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Köln. "Jungs und Mädchen haben eine höhere Atemfrequenz als Erwachsene, da ihre Lungen kleiner sind und sie sich mehr bewegen." Wer seinen Eltern das vor die Nase hält, bringt sie vielleicht nicht dazu, sofort mit dem Rauchen aufzuhören. Aber vielleicht qualmen sie danach zumindest nicht mehr im Wohnzimmer, sondern auf der Terrasse.
Egal, ob es die Eltern oder die Freunde in der Clique sind: Wer täglich mit Rauchern unterwegs ist, kommt meist irgendwann in die Versuchung, sich selbst Zigaretten anzustecken, um kein Außenseiter mehr zu sein. In solchen Momenten ist es nach Worten der Experten besonders wichtig, standhaft zu bleiben -vielleicht helfen dabei die harten Fakten im Hinterkopf.
Quelle: ntv.de