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Anlage zur Sichelzellanämie Gendefekt kann hilfreich sein

Rote Blutkörperchen, sichelförmig deformiert.

Rote Blutkörperchen, sichelförmig deformiert.

Kinder mit einer einfachen Erbanlage für die Sichelzellanämie entwickeln sich in Malariagebieten besser und schneller als andere Kinder. Das hat eine deutsche Forschergruppe um Prof. Jürgen May vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin erstmals nachgewiesen. Normalerweise ist die Sichelzellanämie eine schwere Erbkrankheit. Die roten Blutkörperchen verformen sich dabei sichelartig und können kleine Blutgefäße verstopfen. Menschen mit einer doppelten Erbanlage für Sichelzellanämie sterben oft jung.

Bei Menschen mit nur einer einfachen Anlage für die Sichelzellanämie verformen sich die roten Blutkörperchen erst unter Stress – etwa bei Sauerstoffmangel oder eben bei einer Infektion mit dem Malariaparasiten. Die verformten Zellen bleiben in der Milz hängen und werden zerstört, einschließlich der Malaria-Erreger. So lautet zumindest die gängige Theorie. Endgültig geklärt ist der Schutzmechanismus noch nicht. Mediziner hatten aber schon früher vermutet, dass Menschen mit einer einfachen Anlage für die Sichelzellanämie in Malariagebieten einen gesundheitlichen Vorteil haben. Die Erbkrankheit gilt als Paradebeispiel der "balancierten Evolution": Erbt ein Kind nur von einem Elternteil den Gendefekt (einfach Sichelzellanlage), verfügt es in Malariagebieten über einen genetischen Vorteil. Die doppelte Anlage hingegen führt bereits in jungen Jahren meist zum Tod.

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler über zwei Jahre lang mehr als 1000 Kinder in Ghana. "Die Sichelzellanlage senkt das Risiko einer Unterentwicklung um die Hälfte”, erklärt Benno Kreusel von der Gruppe um May. Da Kinder mit dieser Anlage vor Malaria geschützt seien, blieben ihnen lange Krankheitsepisoden und die häufig folgende chronische Blutarmut erspart. Mit der Beobachtung sei nun die Beweiskette für das prominenteste Beispiel der balancierenden Evolution an einer wesentlichen Stelle geschlossen worden, betonte das Bernhard-Nocht-Institut. Die Originalarbeit ist im Fachjournal "Blood” erschienen.

Quelle: ntv.de, dpa

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