Vorliebe für Süßes Genetisch festgelegt
22.08.2008, 12:40 UhrDie Vorliebe für Zucker ist zumindest teilweise genetisch bedingt. Dies legt eine Untersuchung kanadischer Forscher zum Ernährungsverhalten gesunder und zuckerkranker Menschen nahe. Demnach nehmen Gesunde mit einer bestimmten Genveränderung täglich im Schnitt 25%, Diabetes-Patienten etwa 12% mehr Zucker zu sich.
Diese Mutation betrifft ein Molekül, das unter anderem in der Bauchspeicheldrüse und im Gehirn gebildet wird. Das so genannte Glukose-Transport-Molekül sorgt dafür, dass Zucker in Form von Glukose in die Zellen des Körpers aufgenommen werden kann, und ist gleichzeitig für die Bestimmung des Glukosegehalts im Blut notwendig. Beeinträchtigt eine Mutation die Funktion dieses Glukose-Transporters, kann der Körper den Blutzucker offenbar nicht mehr korrekt messen. Deshalb nehmen die Betroffenen mehr Zucker über die Nahrung zu sich, obwohl eigentlich genügend davon im Blut vorhanden ist“, erklärt Prof. Otto-Albrecht Müller vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI).
Risiko-Gen für Diabetes
Diese Ergebnisse zeigen, dass bereits eine einzige Genveränderung ausreicht, um das Hungergefühl auf Zucker zu steigern. Sie liefern damit auch eine mögliche Erklärung dafür, warum manche Menschen anfälliger für übermäßiges Essen und damit für Übergewicht sind als andere. „Der Glukose-Transporter ist außerdem bereits als ein Risiko-Gen für Typ-2- Diabetes bekannt. Nun wissen wir, dass das veränderte Gen die Zuckeraufnahme stimuliert und so die Diabetes-Gefahr erhöht“, sagt Prof. Müller. Künftig wäre es also denkbar, Menschen mit einer Mutation im Glukose-Transporter vor zu viel Zucker im Essen zu warnen. Durch eine kontrollierte Zucker-Diät könnten sie möglicherweise ihr Risiko für Übergewicht und Diabetes reduzieren.
Übergewicht ist einer der Hauptrisikofaktoren für Typ-2-Diabetes. Vor allem der übermäßige Genuss von fettem und zuckerhaltigem Essen wird für den steilen Anstieg der Diabetes- Zahlen weltweit verantwortlich gemacht. „Angesichts der neuen Ergebnisse sollten die Gene nun aber keine Ausrede für Übergewicht sein“, warnt der Stoffwechselspezialist. Denn jeder Mensch könne selbst sein Körpergewicht über die Ernährung und ausreichend Bewegung bestimmen. „Eine ausgewogene, am tatsächlichen Kalorienbedarf orientierte Ernährung und täglich 30 Minuten Bewegung hilft, Übergewicht zu verhindern“, so Prof. Müller.
Quelle: ntv.de