"Was ist gewollt?" Gentechnik diskutieren
12.07.2008, 19:15 UhrErstmals seit 1927 tagt in Deutschland wieder der Internationale Kongress für Genetik. Zu der Versammlung in Berlin werden rund 2000 Wissenschaftler aus aller Welt erwartet.
Im Mittelpunkt des 20. Internationalen Genetik-Kongresses stehen die neuesten Entwicklungen der Vererbungslehre, wie der Präsident der gastgebenden Gesellschaft für Genetik, Professor Alfred Nordheim aus Tübingen, erklärt. Dazu zählen Fragen zur Stammzellenforschung, angewandten Pflanzengenetik, Synthetischen Biologie und zu Krebserkrankungen.
So wird über die Chancen und Risiken der Stammzelltechnik diskutiert und darüber, ob das Wissen über die Gene einmal zur Heilung von Alzheimer und anderen Krankheiten führen kann. An dem Kongress nehmen mehrere Nobelpreisträger teil, darunter Christiane Nüsslein-Volhard (Tübingen) sowie die Amerikaner Mario R. Capecchi und Oliver Smithies. Zudem kommen aus den USA die Spitzenforscher Rudolf Jaenisch und Klaus Rajewsky sowie aus Leipzig der Genetiker Svante Pääbo und aus Münster der Stammzellforscher Hans Schöler.
Bedenken ausräumen
Die Weltelite der Genetiker will sich auch mit der Vergangenheit und der Ethik ihres Fachs auseinandersetzen. Dabei gehe es um "schlimme Fehler der Vergangenheit" wie die Eugenik in der NS-Zeit, sagte Nordheim dem Radiosender MDR Info. Der Kongress wolle eine Erklärung zur Rolle und Verantwortung der Forschung veröffentlichen. Gleichzeitig sei darin "eine Absage an jede Form von Diskriminierung aufgrund ethnischer Merkmale oder genetisch bedingter Krankheiten" vorgesehen.
Nordheim räumte ein, dass es in der Öffentlichkeit noch immer große Bedenken gegen die Genetik gibt. "Man sollte sich hier nicht in Horrorszenarien verlieren." Erst einmal müsse man sehen, was machbar ist und was nicht. "Und bei dem, was möglich ist, muss man genau unterscheiden: Was ist gewollt und erwünscht und was ist nicht gewollt und unerwünscht?"
Quelle: ntv.de