Weniger Berggorillas als gedacht Gentest bringt die Wahrheit
29.01.2009, 13:28 UhrDie Zahl der Berggorillas in Ugandas "Bwindi Impenetrable National Park" (BINP) ist um zehn Prozent geringer als bislang angenommen. Statt rund 336 Gorillas leben dort nur 302 der seltenen Tiere, berichtet eine Gruppe um Katerina Guschanski vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Ihre Untersuchung findet sich im Journal "Biological Conservation" (Bd. 142, Nr. 2, S. 290).
Nesterz ählung zu ungenau
Den unterschiedlichen Resultaten liegen verschiedene Zählweisen zugrunde, die sich jeweils auf die Nester der Tiere stützen. Berggorillas bauen sich für die Nacht ein Lager aus Pflanzen. Diese lassen sich zählen. Guschanski und ihre Kollegen untersuchten zusätzlich die Gene in den Ausscheidungen der Tiere, die diese neben ihren Nachtlagern hinterlassen, und kamen dabei auf die Abweichung.
"Wir haben angenommen, dass jedes Tier ein einziges Nest baut, aber die genetische Analyse zeigt, dass einige Tiere mehr als eins konstruieren", sagte Guschanski dem Magazin "New Scientist" (Bd. 201, Nr. 2692).
Jahr des Gorillas
Dies könnte auch bedeuten, dass die Zahl der Gorillas in dem Schutzgebiet gar nicht wächst. Ein Zensus im Jahr 1997 hatte 300 Individuen ergeben, ein weiterer im Jahr 2003 bereits 320. Laut Guschanski könnten die Zahlen falsch sein. Um Klarheit über die tatsächliche Entwicklung zu bekommen, sei eine weitere Zählung in etwa fünf Jahren nötig.
Die zweite verbleibende Berggorilla-Gruppe lebt im Virunga-Nationalpark in Kongo, dort sind rund 380 Tiere bekannt. Sie sind besser an den Menschen gewöhnt, ihre Zahl lässt sich daher zuverlässiger ermitteln. Insgesamt gibt es also noch rund 700 der Tiere (Gorilla beringei beringei), die auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als "kritisch bedroht" geführt werden. Um auf die Gefährdung dieser und vieler anderer Menschenaffen aufmerksam zu machen, hat die UN-Konvention zum Schutz wandernder Tierarten 2009 zum Jahr des Gorillas ausgerufen.
Das Fleisch ist begehrt
Nach Angaben des UN-Umweltprogramms UNEP werden jedes Jahr mindestens eine Million Tonnen Buschfleisch zum Verzehr aus den Wäldern im Kongobecken gezogen - darunter das Fleisch bedrohter Tierarten. Gorillas seien bei Wilderern begehrt, da die Jäger mit einer einzigen Kugel eine große Menge Fleisch erbeuten, erklärt Sandra Altherr, Leiterin des Affenschutzprojektes bei der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. Die dezimierten Gorillabestände erholen sich aufgrund der langsamen Fortpflanzungsrate der Menschenaffen nur langsam: Eine Gorillamutter bekommt nur etwa alle fünf Jahre ein Junges.
Quelle: ntv.de