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Arme Kampfgefährten Christi Gerechtigkeit für Templer

Fast 700 Jahre nach dem Tod auf dem Scheiterhaufen wird dem letzten Großmeister des Templerordens späte Gerechtigkeit zuteil: Das vatikanische Geheimarchiv hat die Dokumente zum Ketzerprozess gegen die Templer veröffentlicht. Der kostbare in Leder gebundene Band zum Preis von 5.900 Euro enthält auch eine in Vergessenheit geratene Urkunde, mit der Papst Clemens V. im Jahr 1308 dem Großmeister Jacques de Molay die Absolution erteilte.

Das Verhalten der Tempelritter in der Zeit der Kreuzzüge, ihr Machtkampf mit dem französischen König Philipp dem Schönen und ihr blutiges Ende haben seit dem 18. Jahrhunderte immer wieder die Phantasie angeregt und eine Fülle von Mythen genährt. Der Stoff der "pauperes commilitones Christi Templique Salomonici", also der "armen Kampfgefährten Christi und des salomonischen Tempels", wie der Orden sich offiziell nannte, fand vielfältige Verarbeitung in literarischen Werken wie dem "Foucaultschen Pendel" von Umberto Eco oder "Sakrileg" ("The Da Vinci Code") von Dan Brown. Filme wie "Das Vermächtnis der Tempelritter" machten auf ihre Weise ebenso von der Geschichte Gebrauch wie das Computerspiel "Baphomets Fluch".

Historisches Buch

Das Verlagshaus Scrinium druckte die historische Dokumentation jetzt in einer Auflage von 799 Exemplaren. Nach Bestellungen aus aller Welt seien noch etwa 300 erhältlich, sagte Scrinium-Verleger Ferdinando Sator in Rom. Auch Papst Benedikt XVI. soll in den nächsten Tagen ein Band überreicht werden. Er enthält alle Dokumente des Ketzerprozesses, der in Paris geführt wurde, nachdem König Philipp die Führer des Tempelordens 1307 unter dem Vorwurf der Ketzerei und der Unmoralität verhaftet hatte und den Folterern überließ.

Der Orden wurde 1118 in Jerusalem gegründet, um nach dem Ersten Kreuzzug Pilger auf ihrer Reise ins Heilige Land zu beschützen. Mit der Zeit wuchs nicht nur die militärische Macht des Ordens, sondern auch ihr Reichtum, was den frommen Rittern letztlich zum Verhängnis wurde. So sollen die Templer deswegen ins Visier von Philipp geraten sein, weil dieser dem Orden nach seinen Kriegen mit England Geld schuldete. Die unter Folter zustande gekommenen Geständnisse nutzte der Herrscher, um sich das Vermögen der Templer zu beschaffen.

Die Historikerin Barbara Frale erkannte vor sechs Jahren die Bedeutung der lange vergessenen Pergamenturkunde von Chinon. Aus ihr geht hervor, dass der Papst im Unterschied zum französischen König den Orden erhalten und reformieren wollte. Er sprach den Großmeister Jacques de Molay und die anderen Führer des Ordens vom Vorwurf der Häresie frei und nahm sie wieder in den Schoß der Kirche auf. Unter dem Druck von König Philipp änderte Papst Clemens vier Jahre später seine Meinung, und Jacques de Molay wurde 1314 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Einige Mönche konnten fliehen, was zum idealen Aufhänger für die Mythenbildung wurde.

Entsprechend große Aufmerksamkeit fand nun die Veröffentlichung der Dokumentation des Ketzerprozesses - was dem Präfekt des Geheimarchivs gar nicht geheuer ist. Die große Aufmerksamkeit in den Medien entspreche nicht dem bescheidenen Stil des Archivs, sagte Monsignore Sergio Pagano. "Wir gehören zu den wenigen, die der Ansicht sind, dass Bücher veröffentlicht werden, um gelesen und studiert zu werden."

Quelle: ntv.de

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