Schmetterling mit Erinnerung Geruch und Stromreize
07.03.2008, 14:48 UhrSchmetterlinge können sich an ihr Leben als Raupe erinnern: Schlechte Erfahrungen, die sie als Larve gemacht haben, behalten sie im Gedächtnis, berichten US-Forscher im Journal „PloS One“. Die bisherige Vorstellung, dass die Raupe während der Metamorphose komplett zerlegt und wieder neu zusammengebaut wird, sei möglicherweise nicht ganz richtig. Zumindest einige Nervenzellen überstehen den Umbauvorgang vermutlich unbeschadet und können so Erinnerungen und Erfahrungen ins Schmetterlingsleben hinüber retten.
Martha Weiss und ihre Mitarbeiter von der Georgetown University in Washington hatten Larven des Tabakschwärmers (Manduca sexta) zunächst eine Abneigung gegen den Geruch von Ethylacetat antrainiert, einem Lösungsmittel, das stark nach Klebstoff riecht. Dazu setzten sie Tiere, die sich im letzten der insgesamt fünf Verwandlungsstadien vor der Metamorphose zum Schmetterling befanden, in einen y-förmigen Apparat. Aus einem der Arme des Ypsilons strömte das Lösungsmittel, aus dem anderen reine Luft. Immer wenn die Larven nun in den mit Lösungsmittel gefüllten Bereich krochen, bekamen sie einen kleinen Stromschlag. Auf diese Weise lernten sie, den Geruch zu meiden.
Schlechte Erfahrungen abgespeichert
Nachdem die Larven sich in einen Schmetterling verwandelt hatten, wiederholten die Forscher das Experiment. Es zeigte sich, dass die erwachsenen Tiere den mit Lösungsmittelduft gefüllten Bereich der Versuchsanlage weiterhin mieden – die Tiere hatten also ihre schlechten Erfahrungen nicht vergessen. Allerdings funktionierte das nur, wenn die Larven im fünften Stadium trainiert worden waren. Jüngere Larven verloren die Erinnerung an die unliebsamen Stromstöße und flatterten als ausgewachsener Schmetterling unbeirrt dem Lösungsmittelgeruch entgegen.
Vermutlich werden die schlechten Erfahrungen in einem Bereich des Gehirns abgespeichert, das erst im fünften Larvenstadium angelegt wird, schreiben die Forscher. Dabei könne es sich um Teile der so genannten Pilzkörper handeln. Die Pilzkörper sind dicht gepackte Bündel aus Nervenzellen, die links und rechts im Gehirn der Tiere liegen und verschiedenste Informationen verarbeiten. Sie werden auch als Sitz der Insektenintelligenz bezeichnet.
Über den möglichen Sinn des guten Gedächtnisses können die Forscher bisher nur spekulieren. Womöglich hilft es den Schmetterlingen dabei, einen geeigneten Ort zur Ablage der eigenen Eier zu finden, etwa eine ganz spezifische Futterpflanze der Larven.
Quelle: ntv.de