Mit genetischer Analyse Grauwalbestand errechnet
19.09.2007, 12:19 UhrDie Zahl der Grauwale im Pazifik hat sich von rund 76.000 bis 118.000 zu Beginn der Industrialisierung auf nun etwa 22.000 Tiere reduziert. Dies geht aus einer genetischen Analyse von 42 Walen hervor, die Elizabeth Alter von der Hopkins Marine Station der Stanford University in Pacific Grove (US-Staat Kalifornien) vorgelegt hat. Demnach ist der Bestand durch den kommerziellen Walfang etwa auf ein Drittel bis ein Fünftel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft, berichtet die Forscherin in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften („PNAS“).
Die Meeresforscherin sequenzierte die DNA der Wale an zehn verschiedenen Stellen. Die dabei zutage geförderten Unterschiede sind ein Maß für die genetische Vielfalt der heutigen Population. Weil sich die DNA über die Jahre nur wenig verändert, lässt sie auch Schlüsse auf die genetische Vergangenheit zu. Aus der heutigen Variation der Proben schlossen die Forscher auf die frühere Größe der Poulation.
Aufgeschrecktes Futter
Die Wissenschaftler warnen vor den langfristigen Folgen der Dezimierung für das ganze Ökosystem. Die Wale (Eschrichtius robustus) wirbeln auf ihrer Suche nach Futter viel Bodengrund und damit auch kleine Beutetiere für Vögel und andere Räuber auf. Die zu Beginn des industriellen Walfangs vermutlich rund 96.000 Wale hätten jährlich rund 700 Millionen Kubikmeter Sediment aufgewirbelt – so viel wie 12 Yukon-Ströme, schätzt Alter. Dabei sei Futter für viele Seevögel aufgeschreckt worden. Die Tiere besitzen nach Angaben der Whale and Dolphin Conservation Society eine Fresstechnik, die sie von allen anderen Bartenwalen unterscheidet. Sie rollen sich auf eine Seite und saugen, langsam schwimmend, das Bodensediment ein.
Die für sie interessanten Meerestierchen filtern sie aus dem aufgenommenen Schlamm heraus. Am Meeresboden lassen sie mit dieser Fressmethode tiefe Gräben zurück. Grauwale suchen ihr Futter in Tiefen bis zu 120 Metern, bevorzugen jedoch flachere Gewässer. Die Tiere stehen seit 1946 unter Schutz und sind den Angaben zufolge derzeit nicht vom Aussterben bedroht. Momentan erlaubten die US-Gesetze den Abschuss von 417 Tieren im Jahr. Diese Ziffer sollte um die Hälfte auf 208 reduziert werden, empfiehlt Alter. Die internationale Walfangkommission erlaubt indigenen Völkern derzeit, 125 Grauwale jährlich zu jagen.
Quelle: ntv.de