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"Big Brother" auf der Wiese Grillen mit Kameras überwacht

"Die Grillen-Seifenoper ist ein Modell für den Lebenskampf vieler Arten, sie zeigt uns, was bei der natürlichen Selektion in freier Wildbahn passiert."

"Die Grillen-Seifenoper ist ein Modell für den Lebenskampf vieler Arten, sie zeigt uns, was bei der natürlichen Selektion in freier Wildbahn passiert."

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Wer verschwindet wann mit wem im dunklen Bau? Britische Forscher beobachten eine Gruppe von Grillen und finden heraus: Männliche Anziehungskraft geht nicht immer mit der Fähigkeit einher, die meisten Nachkommen zu haben.

Britische Forscher haben das Zusammenleben einer Gruppe von 152 markierten Grillen mit Kameras auf einer Wiese über viele Monate hinweg beobachtet. Dabei zeigte sich unter anderem, dass sich einmal zusammengefundene Paare bis zu 40 Mal paaren – die Weibchen aber zwischendurch auch einmal zu einem anderen Männchen wechseln. Das berichtet das Team um Tom Tregenza von der University of Exeter im Journal "Science".

Zudem wurde deutlich, dass sich dominante Grillen-Männchen oftmals seltener paarten als solche Männchen, die mehr Kämpfe verloren. In der Zahl der Nachkommen unterscheiden sich die beiden unterschiedlichen Männchen-Typen hingegen nicht besonders. "Die Grillen-Seifenoper ist ein Modell für den Lebenskampf vieler Arten, sie zeigt uns, was bei der natürlichen Selektion in freier Wildbahn passiert", erklärte Tregenza.

Miniatur-Kärtchen auf dem Rücken

Das wissenschaftliche Äquivalent der Fernsehshow "Big Brother" lief mit 96 Kameras und Mikrofonen, die alle Bewegungen der Gruppe hinweg automatisiert aufzeichneten. Grundlage dafür waren Miniatur-Kärtchen mit Nummern, die auf den Rücken der Insekten geklebt wurden. Damit konnte das System die Tiere zuordnen. Auch eine winzige Gewebeprobe wurde den nummerierten Grillen entnommen.

So ließen sich automatisch auch die Paarungspartner zuordnen. Messen ließ sich zudem, wie lange ein Männchen für ein Weibchen zirpte oder welche Männchen wie lange mit welchem anderen kämpfte. Somit wurde das Leben der Insekten über einen ganzen Sommer hinweg verfolgt. Auf diese Weise ließ sich dann auch – mehr noch als bei der Original-Show im privaten Fernsehen – erkennen, wer wann mit wem im dunklen Bau verschwand oder sich sonst wo paarte. Insgesamt wurden mehr als 250.000 Stunden Videos mit Computerhilfe ausgewertet.

Die Studie zeigt, dass die männliche Anziehungskraft nicht immer mit der Fähigkeit einher geht, auch die meisten Nachkommen zu haben. Männchen, die länger sangen, hatten mehr Partnerinnen. Dies war indes nur für kleine Männchen wichtig: Größere Grillen hatten bei Frauen auch dann Erfolg, wenn sie sich nicht sonderlich verständlich machten, teilte das Team mit.

Sowohl Männchen als auch Weibchen hatten mehr Nachwuchs, wenn sie sich mit vielen verschiedenen Partnern paarten. Mitautor Rolando Rodriguez-Munoz erklärte, dass es aus weiblicher Sicht auf eine Kombination guter Eigenschaften ankomme.

Quelle: ntv.de, dpa

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