Um Hitze zu verbannen Grünflächen in Städten sind nötig
15.09.2011, 12:23 Uhr
Häuser hinter Bäumen eines Parks in der Innenstadt von Düsseldorf.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Klimawandel kommt und die Städte müssen sich anpassen. Der Klimatologe Wilhelm Kuttler sagt: Um tödliche Hitzewellen abzumildern, sollten neue Grünflächen geschaffen werden.
Deutschland muss sich nach Expertenansicht auf gefährliche Hitzewellen gefasst machen. Durch den Klimawandel werden extrem hohe Temperaturen noch häufiger und stärker auftreten, wie Wilhelm Kuttler, Professor für Klimatologie an der Universität Duisburg-Essen, in einem Gespräch sagte. Großstädte seien von der Erderwärmung besonders stark betroffen, deswegen müssten sie sich anpassen, forderte Kuttler anlässlich einer unter anderem vom Bundesbauministerium veranstalteten Fachkonferenz in Essen. Heute wollen Experten dort über "Strategien für eine klimaangepasste Stadtentwicklung" reden.
Häuser und Straßen werden durch die Sonne aufgeheizt und speichern die Energie, erläuterte Kuttler. "Die Städte kühlen nachts nicht ab - im Vergleich zum Umland, wo es deutlich kühler ist." In Essen zum Beispiel seien an verschiedenen Orten der Stadt Temperaturunterschiede zwischen acht und neun Grad gemessen worden.
Hitzewellen kosten Leben
"Es gibt einen eindeutig belegten Zusammenhang zwischen Höhe der Temperatur und der Sterberate von Stadtbewohnern", sagte der Universitätsprofessor. Als Deutschland im August 2003 einen außergewöhnlich warmen Sommer erlebte, habe das allein in Baden-Württemberg 6000 Menschen das Leben gekostet.
Als Reaktion empfiehlt Kuttler mehr Grünflächen. "Man muss versuchen, die Städte zu entsiegeln." Weil momentan viele Städte schrumpften, solle man überlegen, ob neue Parks angelegt werden könnten. "Wenn Menschen wegziehen, wird Wohnraum frei", erklärte der Wissenschaftler. Nicht bebaute Flächen seien vorteilhaft, damit der Wind die Wärme aus der Stadt heraustragen könne. Durch Verdunstung von Wasser werde es außerdem kühler.
Dachbegrünungen mit doppeltem Effekt
Darüber hinaus plädierte der Experte für begrünte Häuser: "Bepflanzte Dächer werden wesentlich weniger warm als Dächer mit schwarzen Dachpappen." Außerdem schaffe man dadurch einen "Wärmepuffer" zwischen Wohnung und Außenluft.
Um dem Klimawandel zu begegnen, sollten sich Städte nicht nur anpassen, sondern auch den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren, empfiehlt Kuttler. "Je weniger Energie man verbraucht, desto weniger CO2 wird freigesetzt." Durch Wärmedämmung könne die Heizenergie, die durchschnittlich für einen Quadratmeter Wohnraum benötigt wird, mehr als halbiert werden.
Doch nicht immer gehen Anpassung und Emissionsvermeidung Hand in Hand: Konkurrieren bald Pflanzen und Solaranlagen um die Häuserdächer? "Das hängt vom Einzelfall ab", sagte Kuttler. "Man kann natürlich auch Photovoltaikanlagen ins Umland setzen und dort den Strom produzieren." Die Grünflächen auf den Dächern hätten jedenfalls noch einen weiteren Nutzen: Sie binden Kohlendioxid.
Quelle: ntv.de, dpa