Unterirdische Spannung Haiti droht weiteres Erdbeben
24.10.2010, 19:00 UhrNeun Monate nach dem verheerenden Erdbeben wütet in Haiti die Cholera. Und als sei dies noch nicht genug, warnen nun amerikanische Geologen vor einem erneuten schweren Beben. Sie sprechen von einer "ernsthaften Gefahr", die von einer unterirdischen Spannung an einer geologischen Bruchstelle ausgehe.
Haitis Hauptstadt Port-au-Prince könnte ein weiteres schweres Erdbeben drohen. Bei dem verheerenden Beben mit rund 250.000 Toten im Januar dieses Jahres sei die unterirdische Spannung an einer berüchtigten geologischen Bruchstelle wahrscheinlich nicht freigesetzt worden, erklärte ein US-Forscherteam.
Als Auslöser für das Beben mit einer Stärke von 7,0 war zunächst eine bekannte, aber wenig erforschte sogenannte Bruchlinie namens Enriquillo-Plantain Garden Zone vermutet worden, an der schon in den Jahren 1751 und 1770 Erschütterungen dieser Stärke aufgetreten waren. Die 270 Kilometer lange Strecke verläuft entlang der schmalen Westspitze der Insel Hispaniola, die sich Haiti mit der Dominikanischen Republik teilt.
Eine Arbeitsgruppe von US-Geologen um die Forscherin Carole Prentice im kalifornischen Menlo Park fand nun heraus, dass das Beben offenbar nicht von dieser Bruchlinie ausging. Bei einer Untersuchung der Erdoberfläche mit Hilfe von Satellitenbildern, Luftaufnahmen und Bodenerkundungen seien entlang der Linie zwar viele Risse und Verschiebungen gefunden worden, die jedoch alle von den beiden Beben im 18. Jahrhundert stammten, hieß es in der Studie, die in dem Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlicht wurde.
Das starke Erdbeben vom Januar hätte den Forschern zufolge ähnliche Spuren hinterlassen müssen. Es müsse daher entweder in großer Tiefe oder an einer anderen unbekannten Stelle Erdverschiebungen gegeben haben. Die Bruchlinie bleibe daher eine "ernsthafte Gefahr" für Haiti, erklärten die Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de, AFP