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Heimlicher Schwelbrand Hepatitis C oft unerkannt

Viele tragen das Virus in sich, ohne es zu merken. Anders als bei Hepatitis A oder B gibt es bisher keine Impfung gegen Hepatitis C. Je früher die Leberentzündung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Die Zahl der in Behandlung befindlichen Hepatitis-C-Patienten entspreche bei weitem nicht der Zahl der tatsächlich Betroffenen, sagt Markus Cornberg von der Medizinischen Hochschule Hannover, Geschäftsführer des Kompetenznetzes Hepatitis.

In Deutschland tragen den Zahlen des Robert-Koch-Institutes (RKI) in Berlin zufolge rund 400.000 bis 500.000 Menschen das Virus in sich. Die wenigsten ahnen etwas von ihrer Leberentzündung.

Ein Grund dafür ist der schleichende Verlauf einer durch das Hepatitis-C-Virus ausgelösten Infektion. Viele Patienten merken nichts, wenn der Erreger die Zellen ihrer Leber befüllt und sich in diesen vermehrt. Unspezifische Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit oder Druckgefühl im Oberbauch zeigen sich laut RKI nur bei wenigen Betroffenen.

Bei 60 bis 80 Prozent der Infizierten nimmt die Entzündung einen chronischen Verlauf: Das Virus befällt fortwährend neue Leberzellen. Diese sterben ab und werden durch Narbengewebe ersetzt. Im Frühstadium dieser Vernarbung sprechen Ärzte von Leberfibrose, später von Leberzirrhose. Das geschieht bei rund jedem dritten Betroffenen.

Das Hepatitis-C-Virus verbreitet sich über Blut. Den häufigsten Übertragungsweg stellen verunreinigte Spritzen dar. Auch unsteriles Werkzeug beim Tätowieren oder Ohrlochstechen kann dem Virus beim Wirtswechsel behilflich sein, warnt die Deutsche Leberhilfe in Köln. Eine Übertragung über offene Wunden sei ebenfalls denkbar.

Unwahrscheinlich ist die Übertragung durch Geschlechtsverkehr -zumindest so lange die Sexualpraktiken unblutig sind, sagt Cornberg. Eine Übertragung des Virus über intakte Haut oder Speichel ist laut der Deutschen Leberhilfe bisher nicht bekannt. Viele Virusträger haben sich in früheren Jahren durch Blutspenden mit dem Virus angesteckt. Das Risiko einer Hepatitis-C-Infektion durch eine Bluttransfusion ist dank moderner Testverfahren heute jedoch minimal.

Markus Cornberg rät allen, die eines der beschriebenen Symptome an sich feststellen und vor 1991/92 eine Bluttransfusion erhalten haben, zu einer Blutuntersuchung. Gelingt dabei der Nachweis von Antikörpern gegen das Virus, schließen sich weitere Tests und die Therapie an.

Je früher die Infektion erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen: Bei einer akuten Hepatitis C kann durch eine sofort begonnene Therapie mit Interferon nach Angaben des RKI ein chronischer Verlauf häufig verhindert werden. Bei einer chronischen Infektion ist die Behandlung mit so genanntem pegylierten Interferon alpha in Kombination mit dem antiviralen Wirkstoff Ribavirin Standard. Sie dauert zwischen 24 und 48 Wochen.

Mit der Einführung der Kombinationstherapie hat sich die Erfolgsrate auf 60 Prozent erhöht, sagt Cornberg. In gut fünf Jahren könnten die Chancen sogar auf 80 Prozent gestiegen sein, dank neuer Medikamente, die das Virus direkt attackieren.

Informationen: Deutsche Leberhilfe, Luxemburger Straße 150, 50937 Köln (Tel.: 0221/282 99 80, Internet: www.leberhilfe.org). Das Kompetenznetz Hepatitis betreibt eine Telefonsprechstunde (Tel.: 0180/545 00 60 für 12 Cent/Minute, Internet: www.kompetenznetz-hepatitis.de).

Quelle: ntv.de

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