Vom eigenen Balkon aus Hobby-Astronom entdeckt Asteroiden
02.02.2015, 09:21 Uhr
Bereits seit dem Alter von vier Jahren ist Bernhard Häusler begeisteter Sternegucker.
(Foto: dpa)
Seit Jahren beobachtet der Hobbyastronom Bernhard Häusler mit seinem 20 Jahre alten Teleskop den Sternenhimmel. Im Jahr 2009 entdeckt er einen Asteroiden, der bis dahin unbekannt war. Nun trägt der Kleinplanet einen ganz besonderen Namen.
Der 28. September 2009 war eine glasklare Nacht im unterfränkischen Maidbronn. Daran kann sich Bernhard Häusler genau erinnern. Denn in dieser Herbstnacht hat der Hobbyastronom seinen ersten eigenen Asteroiden entdeckt. Als Erster weltweit. Vom Balkon aus. Mit einem 20 Jahre alten Teleskop. Seit einigen Wochen ist der 57-Jährige der offizielle Entdecker dieses Kleinplaneten. Und er hat ihn nach seinem Wohnort benennen lassen. Der durchschnittlich etwa 1,7 Kilometer breite Kleinplanet, der zwischen Mars und Jupiter kreist, trägt nun den Namen "410928 Maidbronn".

Über vier Jahre dauert es, bis der Asteroid nach dem Wohnort seines Entdeckers benannt wurde.
(Foto: dpa)
Häusler ist seit fast 20 Jahren ein Asteroidenjäger, bereits mit vier Jahren ist er begeisterter Sternegucker. Bei besten Wetterbedingungen scannt er mit seinem Teleskop und einer Spezial-Videokamera einen winzig kleinen Teil des Nachthimmels etwa zweieinhalb Stunden lang ab. "Der beobachtete Bereich ist etwa so groß wie ein Drittel der Fläche des Mondes", erklärt der Maidbronner, der sein Geld als IT-Experte verdient. Bis zu drei Scans schafft Häusler in einer guten, klaren Nacht.
Nur das geübte Auge erkennt Sterne
Am Abend nach der Arbeit schaut er sich dann die Videos im Zeitraffer an. Blinken wird das genannt. Auf seinem Computerbildschirm erscheint dann das typisch graue Flimmern vom Fernseher ohne Empfang. Doch zwischen den Grieseln sieht Häusler mit seinem geübten Auge nicht nur kleine und große Sterne, sondern auch eine kleine zusätzliche Bewegung. Nur kurz huscht ein dunkelgrauer, wenige Millimeter langer Streifen über den Bildschirm. "Das ist meine erste Aufnahme des Asteroiden 410928 Maidbronn", sagt der Unterfranke stolz.
Doch bevor er ganz offiziell diese Bezeichnung tragen durfte, musste Häusler mehr als vier Jahre warten. Die Regeln der Internationalen Astronomischen Vereinigung (IAU), um als Entdecker eingetragen zu werden, sind streng: mindestens zwei deutliche, nächtliche Aufnahmen pro Objekt. So kann ein Bahnbogen bestimmt werden. "Das ist sozusagen der Fingerabdruck des Asteroiden."
Dann prüft ein Programm, ob andere dieses Objekt schon gesichtet und gemeldet haben. "410928 Maidbronn" hat Häusler als Erster gesehen. Dass er ihn nach seinem Heimatort benennen wird, war ihm früh klar. "Dieser Ort hat mir überhaupt erst die Gelegenheit gegeben, diesen Asteroiden zu entdecken." Nach sich selbst durfte er ihn nicht benennen. Das geht nur bei Kometen.
Bürgermeister ist begeistert
Millionen von Asteroiden und Kometen rasen durch das Sonnensystem. Unterschieden werden sie vor allem anhand ihrer Zusammensetzung; ganz klar definiert ist der Unterschied allerdings nicht.
ASTEROIDEN sind die kleineren Geschwister der Planeten, sie bestehen aus Gestein und Metallen. Weil sie klein und leicht sind, bleibt ihre Bahn um die Sonne nicht unbedingt konstant, sondern kann sich durch die Gravitationskräfte anderer Körper verändern.
KOMETEN sind Überbleibsel der Entstehung des Sonnensystems und bestehen aus Gestein sowie flüchtigen Stoffen wie Wasser und Gasen. Die "schmutzigen Schneebälle" entwickeln darum in Sonnennähe typischweise einen oft Millionen Kilometer langen Schweif. Für sehr kleine Objekte mit weniger als einigen Dutzend Metern Durchmesser wurde die Bezeichnung METEOROIDEN eingeführt. Verglühen sie beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht komplett, sondern erreichen noch den Boden, werden sie METEORITEN genannt. Jeden Tag gelangen etliche Tonnen kosmischen Materials auf die Erde, allerdings zum größten Teil als Staub.
Der erste Bürgermeister der Gemeinde Rimpar, Burkard Losert, ist begeistert über die Namenswahl. "Das ist eine besondere Ehre, dass ein Asteroid nach einem Ortsteil von Rimpar benannt wurde. Es ist eine riesige Freude, dass wir einen so aktiven Hobbyastronomen bei uns haben. Ich bin sehr beeindruckt von der enormen Geduld des Amateurs", sagt der Politiker.
Deutschlandweit gibt es der Vereinigung der Sternenfreunde Deutschland zufolge mehr als 4000 Hobbyastronomen. Etwa ein Dutzend davon suchen am Himmel so professionell wie Häusler nach neuen Objekten.
5000 neue Objekte pro Monat
Der IAU zufolge sind bislang mehr als 670.000 Asteroiden und 3830 Kometen weltweit am Himmel gefunden worden. Die allermeisten von ihnen werden in professionellen Sternwarten entdeckt. "Fast 100 Prozent grasen die großen Observatorien mit ihren automatischen Suchprogrammen ab", sagt Asteroiden-Experte Ekkehard Kührt vom Institut für Planetenforschung in Berlin. Etwa 5000 neue Objekte werden so Monat für Monat am Nachthimmel gefunden. "Für Amateure ist so eine Entdeckung ein großer Glückstreffer und eine Ausnahme", so Kührt.
Doch das schreckt Hobbyastronom Häusler nicht ab, im Gegenteil. "Man braucht Jagdtrieb, Geschick, Glück, Hartnäckigkeit und Fleiß - dann kann man auch mit den begrenzten Möglichkeiten eines Hobbyastronomen etwas als Erster entdecken. Das ist ein zusätzlicher Reiz", sagt der 57-Jährige. Häusler will noch mehr Asteroiden benennen. Und er ist zuversichtlich: "Ich habe noch ein paar in der Warteschleife. Da bin ich hundertprozentig der Erste, der sie gesehen hat."
Quelle: ntv.de, Christiane Gläser, dpa