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Killerkrankheit Malaria Hoffnung auf ersten Impfstoff

Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria. In Nairobi gibt es nun Hoffnungen auf einen Durchbruch bei der Entwicklung des ersten Impfstoffes gegen die Krankheit.

Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria. In Nairobi gibt es nun Hoffnungen auf einen Durchbruch bei der Entwicklung des ersten Impfstoffes gegen die Krankheit.

(Foto: dpa)

Die kenianische Kinderärztin Patricia Njuguna weiß nur zu gut, wie ihre kleinen Patienten in der Kinderklinik in Kilifi an Malaria leiden. "Ich habe jeden Tag Fälle schwerer Malaria - Kinder mit hohem Fieber und Krampfanfällen, Kinder, die ins Koma fallen. Und ich sehe die Hilflosigkeit der Mütter", erzählt sie aus ihrem Arbeitsalltag.

Kilifi, ein kleiner Ort am Indischen Ozean, gilt bei ausländischen Touristen in ihren klimatisierten Hotelanlagen als Ferienparadies. Doch die Fischer und Bauern können ihre Häuser nicht auf jene Temperaturen kühlen, die die Moskitos zur Passivität bringt. Noch immer schlafen nicht alle unter einem mit Insektiziden imprägnierten Moskitonetz - in ganz Afrika haben nur 26 Prozent der Menschen in Risikogebieten solch einen Schutz.

Dritte Phase der Erprobung

Dabei ist Malaria vor allem für Kleinkinder eine Killerkrankheit. Alle 30 Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Kind an Malaria - in 90 Prozent der Fälle in Afrika. Jedes Jahr erkranken 247 Millionen Menschen, 3,3 Milliarden Menschen leben weltweit in Malaria-Risiko-Gebieten. Der Kampf gegen die Krankheit, die vor allem die Ärmsten der Weltbevölkerung trifft, stand in der vergangenen Woche im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz von Wissenschaftlern, Ärzten und Gesundheitspolitikern in Nairobi. Sie diskutieren Methoden, Erfahrungen, neue Medikamente. Denn der Parasit, der Malaria beim Menschen überträgt, entwickelt immer wieder Resistenzen, die einst erfolgreichreiche Medikamente wirkungslos machen.

Doch es gibt in Nairobi auch Hoffnungen auf einen Durchbruch bei der Entwicklung des ersten Impfstoffes gegen Malaria. Nach mehr als 20-jähriger Forschungsarbeit hat die dritte Phase der Erprobung von RTS,S begonnen. In sieben afrikanischen Ländern sollen bis zu 16.000 Kinder geimpft werden. "Vor 20 Jahren war ein Malaria-Impfstoff ein ferner Traum. Nun ist er eine erreichbare Möglichkeit", sagt Salim Abdullah, Direktor des tansanischen Ifakara Health Institute und einer der an dem Projekt beteiligten afrikanischen Wissenschaftler. In den vorangegangen Erprobungsphasen sei festgestellt worden, dass der Impfstoff auch Kindern im Säuglingsalter zusammen mit den übrigen Grundimpfungen verabreicht werden könne.

Kein hundertprozentiger Schutz

"In den bisherigen Testphasen hielt die Wirkung des Impfstoffes bis zu 45 Monate an", resümiert Joe Cohen, einer der Entwickler des Stoffs bei GSK Biologicals in Belgien. "In Phase zwei waren 50 Prozent der geimpften Kinder auch gegen schwere Malaria immun oder erkrankten nur leicht."

Einen hundertprozentigen Schutz kann also auch eine Impfung nicht garantieren. Deswegen hüten sich derzeit alle an dem Projekt Beteiligten, überhöhte Erwartungen zu schüren. "Die Impfung ergänzt und flankiert die bisherigen Maßnahmen", betont Cohen. Insektizide und Moskitonetze werden in Risikogebieten auch weiterhin notwendig sein. Die Mütter der bisher 5000 für die neue klinische Phase registrierten Kinder wollen dennoch auf den erhofften zusätzlichen Schutz durch den Impfstoff setzen.

Bei einem Erfolg der neuen klinischen Phase hoffen Forscher und Mediziner, in drei bis fünf Jahren ein Zulassungsverfahren starten zu können, damit der Impfstoff etwa über das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und andere internationale Organisationen möglichst vielen Kindern in der Dritten Welt zugänglich gemacht werden kann. "Die Kinder Afrikas verdienen ein besseres Los, als an Malaria zu sterben", sagte Cohen. "Wir schulden es ihnen, diese Arbeit zu einem guten Ende zu bringen."

Quelle: ntv.de, Eva Krafczyk, dpa

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