Krapfen mit Senf Im CT erkennbar
11.11.2008, 05:30 UhrSenfgefüllte Faschingskrapfen lassen sich berührungslos und sicher von solchen mit Marmelade im Inneren unterscheiden. Dafür sind lediglich eine erfahrene Gruppe von Radiologen, ein Computer- (CT) und ein Magnetresonanz-Tomograph (MRT) nötig. Beide Geräte enthüllen die Zusammensetzung des fraglichen Inhalts eindeutig. Die Schlussfolgerung der Mediziner um Dominik Morhard vom Institut für klinische Radiologie der Universitätsklinik München lautet: "Der Verzehr eines senfgefüllten Krapfens lässt sich also zuverlässig vermeiden."
Allem Bedarf zum Trotz wird sich diese Diagnoseform "maligner" (bösartiger) Krapfen indes kaum großflächig durchsetzen: Es "(...) erscheint durch den hohen technischen Aufwand und der daraus potenziell entstehenden Kosten für Messzeiten etc. eine deutliche ökonomische Limitation für den Einsatz in der täglichen Praxis zu bestehen." Dieses und weitere Details der Studie von Morhard und seinen drei Münchner Kollegen finden sich im Journal "Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der bildgebenden Verfahren". Beim Georg-Thieme-Verlag in Stuttgart gab es bei der Publikation der Arbeit zwar ein "gewisses Augenzwinkern", die Studie ist aber ausdrücklich ernst gemeint: "Der wissenschaftliche Hintergrund ist da."
Gebäckstücke als Untersuchungsobjekte
CT und MRT liefern für gewöhnlich Schichtbilder aus dem Inneren des Körpers und machen Knochen, gerissene Bänder, Tumore, Gewebe und andere Strukturen mehr sichtbar. Die Mediziner um Morhard setzten die tonnenschweren Maschinen testweise zur "Abwendung ungewollter sensorischer Irritationen" ein. Vier Gebäckstücke wurden in die Untersuchung einbezogen: Ein Krapfen mit Pudding, einer mit Marmelade, einer mit scharfem Senf (aus Düsseldorf) und der vierte mit süßem Senf (aus Regensburg). Erwartungsgemäß machen beide Verfahren die Unterschiede im Inneren des Traditionsgebäcks sichtbar. Die Auswertung der Daten erfolgte durch zwei erfahrene Radiologen in einem sogenannten Konsensusverfahren, basierend auf Dichtwerten und Signalintensitäten. Diese wiederum gehen unter anderem auf die unterschiedlichen Anteile von Wasser, Fett, Öl und Protein in den Proben zurück, aber auch auf die Gelier- und Bindemittel.
Beim "T1-Test" im MRT wurde unter anderem eine "Inversion-Recovery-Turbo-Spin-Echo-Sequenz mit Realteil-Rekonstruktion und Inversionszeiten von 30, 200, 500, 1000, 1500 ms und ohne Inversion- Präparation" eingesetzt diese Beschreibung stammt aus dem methodischen Teil der Papiers. "Die einzelnen Senfarten welche sich nur marginal in ihrer chemischen Zusammensetzung unterscheiden lassen sich vor allem durch die inhomogene Binnenstruktur des süßen Senfs mit seinen Senfkörnern gut differenzieren", so lautet ein weiteres der zahlreichen Details. Gemeint sind damit die ganzen Körner darin. Insgesamt scheint den Ärzten die von ihnen eingesetzte Dual-CT zur Beantwortung der sehr speziellen Fragestellung etwas besser geeignet als die MRT.
Die Genese des Projekts folgt dem klassischen Muster: Morhards Chef spendiert einmal im Jahr einige Dutzend Krapfen, einmal war etwa jeder siebte voller Senf. "Dann haben wir mal überlegt, ob wir das nicht irgendwie herauskriegen können mit unseren Geräten." In Kenntnis der Resultate falle die Unterscheidung jetzt sehr leicht, die Sache ist in wenigen Sekunden klar. "Es war ein Spaß, hat aber auch hausintern relativ großes Interesse hervorgerufen", sagt Morhard. Deutschlandweit gibt es 35 der von ihm eingesetzten Dual-CT-Geräte und rund 2000 MRTs aller Voraussicht nach werden sich damit in diesen Tagen aber nicht alle "sensorischen Irritationen" abwehren lassen.
Quelle: ntv.de, Thilo Resenhoeft, dpa