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Anteil in 10 Jahren verdoppelt Immer mehr dicke Kinder

Trotz aller Warnungen vor einer wachsenden Zahl dicker und fettsüchtiger Kinder werden voraussichtlich auch in Zukunft immer mehr Minderjährige unter Übergewicht leiden. Das sagte die Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BKJD), Gunhild Kilian-Kornell, in einem dpa-Gespräch in Köln.

Lage wird sich verschlechtern

"Die Lage wird sich verschlechtern. Wir werden eine Zunahme haben bei den übergewichtigen Kindern und eine stärkere Belastung für das Gesundheitswesen", prognostizierte sie. "Wir brauchen dringend eine Gesundheitserziehung im Kindergarten und in den Schulen, denn die meisten Familien sind damit überfordert."

Fehlende Motivation

"Es gibt nichts Frustrierenderes, als Kinder mit Adipositas (Fettleibigkeit) behandeln zu wollen", sagte die Kinderärztin. Häufig fehle die Motivation beim Kind zu mehr Bewegung und besserer Ernährung und zugleich die Unterstützung durch die Familie. "Dabei haben wir es mit einem dringenden Problem zu tun, denn wir stellen seit etwa fünf Jahren ein überfrühes Auftreten von Diabetes Typ 2 und Bluthochdruck fest." Außerdem seien Haltungsschäden bei der Jugend auffällig. Diabetes Typ 2 - früher Altersdiabetes genannt - und Bluthochdruck sind Krankheiten, die zuvor in der Regel nur bei älteren Menschen auftraten.

Jeder dritte Jugendliche zu dick

Derzeit ist Kilian-Kornell zufolge etwa jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche in Deutschland zu dick. Von den übergewichtigen Kindern litten schätzungsweise 7 bis 8 Prozent unter Fettsucht. Die Zahl der dicken Kids habe sich damit in den vergangenen gut zehn Jahren nahezu verdoppelt. "Diese Probleme betreffen alle Bevölkerungsschichten", sagte die BKJD-Sprecherin.

Fehlender sozialer Rahmen

Neben mangelnder Bewegung und falscher Ernährung gehörten jedoch auch soziale Fehlentwicklungen zu den Ursachen. "Es werden kaum noch gemeinsame Mahlzeiten in der Familie eingenommen und wenn, dann läuft dabei häufig der Fernseher", kritisierte Kilian-Kornell. "Kinder werden nebenbei abgefüttert, dabei ist es wichtig, auch gemeinsam einzukaufen oder zu kochen."

Politik muss handeln

Die Verbandssprecherin forderte die Politik zu mehr Prävention auf. "Wenn die Lippenbekenntnisse der Regierung mit Inhalt gefüllt werden sollen, dann muss mehr in die Vorsorge und in die Ernährungsberatung investiert werden." Auch der Sport-Unterricht in den Schulen solle deutlich verstärkt werden.

Quelle: ntv.de

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