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Statt täglicher Tablette Infusion gegen Osteoporose

Künftig könnte eine jährliche Infusion die tägliche Einnahme von Medikamenten gegen Knochenschwund auch für weitere Patientinnen überflüssig machen. Dies ist das Resultat einer internationalen Untersuchung, deren Resultate im Medizinjournal "The Lancet" veröffentlicht sind. Der Hintergrund: Viele Entzündungshemmer aus der Gruppe der Glucocorticoide haben einen sehr gewichtigen Nachteil – sie führen bei längerer Einnahme zu Knochenschwund. Speziell bei älteren Menschen, deren Knochengerüst ohnehin geschwächt ist, kann das dramatische Folgen haben.

Stabilität und Belastbarkeit der Knochen gehen stark zurück. Bereits kleine Anlässe können Knochen brechen lassen, Hand- und Fußgelenke, Wirbelkörper sowie im fortgeschrittenen Alter die Schenkelhalsknochen sind besonders in Gefahr. Allein in Deutschland leiden etwa acht Millionen Menschen unter Osteoporose, in 80 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen.

Bislang werden vielfach Medikamente aus der Gruppe der sogenannten Bisphosphonate verschrieben. Diese Stoffe hemmen jene Zellen des Körpers, die für den Abbau von Knochensubstanz verantwortlich sind, die Osteoklasten. Das Problem: Pillen mit den Bisphosphonat Risedronsäure müssen täglich geschluckt werden – in einem bestimmten Abstand zu den Mahlzeiten. Das ist unbequem und lästig und wird daher oft vergessen oder verdrängt – der Knochenabbau geht weiter.

Einmal im Jahr verabreicht

Die Untersuchung von David Reid von der Universität Aberdeen untersuchte nun ein weiteres Bisphosphonat, die Zoledronsäure. Sie kann einmal im Jahr verabreicht werden, mit einer Infusion. Damit wäre die Therapietreue des Patienten (die Compliance) viel größer als bei täglicher Einnahme. Die Horizon-Studie von Reid und seine Kollegen wurden von Novartis Pharma finanziert – dem Hersteller des Zoledronsäure-Präparates "Aclasta", das seine Wirksamkeit bereits zuvor gezeigt hatte.


An der Untersuchung nahmen 833 Patienten aus 12 europäischen Ländern sowie Australien, Hongkong, Israel und den USA teil. Eine Hälfte der Probanden erhielt Zoledronsäure, die andere Hälfte die täglichen Pillen. Zudem wurden die Kranken in Untergruppen eingeteilt, je nachdem wie lange sie mit den Glucocorticoiden therapiert wurden, die unter anderem bei Rheuma und Asthma eingesetzt werden – beides weit verbreitete Leiden.

Bei Patienten, die länger als drei Monate mit Glucocorticoiden behandelt worden waren, stellten die Forscher nach der Behandlung mit Zoledronsäure eine Erhöhung der Knochendichte von 4,1 Prozent fest – im Vergleich zu 2,7 Prozent bei der herkömmlichen Therapie. Wer weniger als drei Monate Glucocorticoide eingenommen hatte, bei dem maßen die Ärzte eine Verbesserung von 2,7 Prozent – im Vergleich zu 2,0 Prozent.

Geringerer Verlust an Knochenmasse

"Unsere Studie hat gezeigt, dass eine Infusion mit Zoledronsäure für eine größere Erhöhung der Knochendichte und einen geringeren Verlust an Knochenmasse führt als die tägliche Einnahme von Risedronsäure", berichten die Autoren in der Folge. Allerdings schränken sie ein, dass eine weit umfangreichere Studie nötig sei, um festzustellen, ob die größere Knochendichte auch wirklich zu weniger Brüchen führe. Dennoch sei es für Patienten einfacher, einmal im Jahr eine Infusion zu bekommen, als täglich die Pillen zu schlucken.

In einem begleitenden Kommentar in "The Lancet" erklärten Luigi Gennari von der Universität Sienna und John Bilezikian von der Columbia University in New York, dass noch nicht bekannt sei, wie bei einer Glucocorticoidverursachten Osteoporose die Zoledronsäure dosiert werden müsse. Auch Fragen wie Langzeitwirkung und Kosten-Nutzen-Verhältnis seien noch nicht beantwortet.

Quelle: ntv.de

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