"Weihnachtskomet" leuchtet heller Ison jetzt mit bloßem Auge sichtbar
19.11.2013, 07:55 Uhr
Die Komet Ison am 15.11.2013: Der Himmelskörper wurde mit dem Teleskop TRAPPIST (TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope) aufgenommen.
(Foto: dpa)
Der Komet Ison hat einen Durchmesser von mehreren Kilometern - nun hat er Stücke seines Kerns verloren, jeweils so groß wie ein mehrstöckiges Haus, und leuchtet deutlich heller als zuvor. Mit etwas Glück ist der Schweifstern jetzt mit bloßem Auge morgens zu sehen.
Der Komet Ison hat ein oder mehrere größere Stücke seines Kerns verloren und leuchtet jetzt heller als zuvor. Das hat das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau mitgeteilt.
Durch die Abspaltung sei sehr viel Material an die Oberfläche gelangt, das nach vier Milliarden Jahren erstmals dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, sagte der Kometenforscher Hermann Böhnhardt. Das lasse den Kometen deutlich stärker leuchten als zuvor. Der Komet aus den Randbezirken des Sonnensystems befindet sich im Anflug auf die Sonne, die er voraussichtlich am 28. November erreicht.
Durchmesser von mehreren Kilometern
Nach Angaben von Böhnhardt hat Ison einen Durchmesser von mehreren Kilometern. Die Abspaltungen seien vermutlich jeweils so groß wie ein mehrstöckiges Gebäude. Sie bewegten sich jetzt wie kleine Begleiter des Kometen, die sich aber allmählich vom Kern entfernen.
Durch die Abspaltung sei relativ viel Material aus dem extrem kalten Inneren des Kerns an die Oberfläche gelangt, erläuterte Böhnhardt. Unter dem Einfluss der Sonne werde das Material jetzt sehr aktiv. Es komme zu einer starken Ausgasung. Zudem werde viel Staub freigesetzt. Weil dadurch insgesamt sehr viel mehr Oberfläche von der Sonne beschienen werde, leuchte der Komet weitaus stärker als zuvor.
Kurz vor Weihnachten die ganze Nacht zu sehen
Es gebe inzwischen erste Berichte, dass der Schweifstern in der Morgendämmerung mit bloßem Auge sichtbar sei, sagte der Forscher. Wenn man bei klarem Himmel in der Stunde vor Sonnenaufgang nach Osten schaue, sei die Chance zur Beobachtung am größten.
Falls Ison die Passage an der Sonne vorbei übersteht, wird er in der ersten Dezemberhälfte morgens wahrscheinlich sogar mit bloßem Auge zu beobachten sein. Kurz vor Weihnachten ist der Komet dann zwar die gesamte Nacht zu sehen, aber nur mit Fernglas.
Astronomen erhoffen sich von Ison einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems und in die Entstehung des Lebens auf der Erde. Der Komet wurde am 21. September 2012 mit einem Teleskop des International Scientific Optical Network (Ison/Internationales wissenschaftliches Netz optischer Teleskope) entdeckt, nach dem er auch benannt wurde.
Ison gilt als "Frischling"
Kometen kommen aus den Außenbezirken unseres Sonnensystems. Damit eröffnen sie den Astronomen die Möglichkeit, die Regionen zu erkunden, wo die Ursprungsmaterialien des Systems aus seiner Entstehungszeit vor rund 4,6 Milliarden Jahren weitgehend unverändert eingefroren sind. Die Analyse auftauender Kometen erlaubt somit eine Art Archäologie des Sonnensystems. Ison ist dafür ein besonderer Kandidat: "Im Vergleich zu anderen Kometen, die wir beobachtet haben, gilt Ison als Frischling", erläutert Böhnhardt. "Er ist bisher kaum verändert worden durch Sonneneinstrahlung."
Möglicherweise ist es sogar sein erster Besuch im inneren Sonnensystem, wie Jian-Yang Li vom Planetary Science Institute in Tucson betont. "Die während seiner Annäherung an die Sonne erwartete große Helligkeit des Kometen erlaubt viele wichtige Messungen, die bei den meisten anderen frischen Kometen unmöglich sind."
Auch für die Erdgeschichte ist Ison interessant. "Bis heute ist ungeklärt, woher das Wasser der Ozeane kommt", sagt Böhnhardt. "Kometen enthalten etwa zur Hälfte Wasser. Manche Theorien gehen davon aus, dass die Ozeane durch Kometeneinschläge entstanden sind." Auch Grundbausteine des Lebens könnten so auf die Erde gelangt sein.
Quelle: ntv.de, abe/dpa