Meeressäuger schutzlos Japans Walfang bald erlaubt?
24.02.2010, 10:13 Uhr
Unter Missachtung des Walfangverbots gehen Japan, Norwegen und Island aus kommerziellen Gründen auf die Jagd.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Eine Arbeitsgruppe der Internationalen Walfangkommission (IWC) will Japans Walfang offiziell erlauben. Das geht aus einem Entwurf hervor, der jetzt bekannt wurde. Damit werde das seit 1986 geltende Walfangverbot aufgehoben, teilt der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) mit.
"Große Gefahr für die Wale"
Nach dem Vorschlag soll der Walfang zehn Jahre lang erlaubt werden, allerdings nur mit einer strengen Obergrenze. Demnach darf die Fangquote die Walpopulation nicht schädigen. "Es ist noch völlig unklar, wie die Quoten festgelegt werden", kritisierte IFAW-Sprecher Andreas Dinkelmeyer. Er befürchte einen erheblichen politischen Druck seitens der Walfangländer.
"Der Vorschlag liest sich wie ein langfristiges Schutzprogramm für Walfang, den Walen hilft er nicht", kommentiert IFAW-Meeresbiologe Ralf Sonntag. "Das Papier wurde hinter verschlossenen Türen ausgeklüngelt. Es legalisiert den Walfang und hebelt den Schutz im antarktischen Walschutzgebiet aus. Dieser Vorschlag ist eine große Gefahr für die Wale."
Unter dem Deckmantel der Wissenschaft
Nach IFAW-Angaben wurde der Entwurf in einer Gruppe von zwölf Ländern ausgearbeitet, zu der auch Deutschland gehört. Er müsse nun bei einem Treffen vom 2. bis 4. März einer größeren Ländergruppe vorgelegt werden, bevor darüber bei der nächsten IWC-Konferenz vom 21. bis 25. Juni in Agadir (Marokko) abgestimmt werde können.
Trotz internationalen Walfangverbots betreiben Japan, Norwegen und Island kommerziellen Walfang. Japan deklariert seinen Walfang als wissenschaftlich und umgeht so das Walfangverbot.
Streit um grönländischen Walfang
Buckelwale dürfen nur noch von wenigen Urvölkern zur Selbstversorgung erlegt werden.
Auch Grönland will nach Jahrzehnten verstärkt auf die Jagd gehen. Die Insel hat nun die Buckelwale im Nordatlantik im Visier. Das dänische Autonomiegebiet beruft sich darauf, dass seine Ureinwohner auf das Walfleisch als Nahrungsmittel angewiesen seien. Über den von Dänemark vorgelegten Antrag solle in der nächsten Woche auf einer Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in St. Petersburg (Florida) entschieden werden. Der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation (WDCS) zufolge lehnt Deutschland das Gesuch seines nordischen Nachbarn strikt ab.
Walfänger hatten die für ihren Gesang berühmten Buckelwale (Megaptera novaenagliae) schon Ende des 19. Jahrhunderts stark dezimiert. Im 20. Jahrhundert wurden die durchschnittlich 13 Meter langen und 25 bis 30 Tonnen schweren Meeressäuger bis an den Rand der Ausrottung gejagt. Seit Mitte der 1950er Jahre durften Buckelwale im Nordatlantik nur noch in geringer Zahl von einigen Urvölkern zur Selbstversorgung erlegt werden. 1966 wurde das Fangverbot auf alle Meere weltweit ausgedehnt.
Bedarf nicht nachgewiesen
Die WDCS sowie die Welttierschutzgesellschaft (WSPA) kritisierten Dänemarks Antrag auf eine Fangquote von zehn Buckelwalen pro Jahr für Grönlands Inuit-Ureinwohner, weil der Nachweis für den Bedarf fehle. So schöpfe Grönland seit Jahren nicht einmal seine Fangquote für 19 Finnwale aus. Außerdem bemesse es seinen Bedarf an Walfleisch nicht nur an der Zahl der indigenen Bewohner, sondern an der Gesamtbevölkerung von 55.000 Grönländern, heißt es in einem Protestschreiben der Walschützer.
Darin wird Grönland auch vorgeworfen, die getöteten Finnwale so schlecht zu zerlegen, dass 80 Prozent der nutzbaren Produkte verschwendet werden. Außerdem beziehe das Land Wale, die auf der Jagd nach anderer Beute versehentlich mitgefangen würden, nicht in seine Rechnung ein. Schon jetzt dürfe Grönland jährlich 212 Zwergwale, 2 Grönlandwale und 19 Finnwale für den Eigenbedarf seiner Inuits erlegen, so die Walschützer.
Quelle: ntv.de, dpa