Forscher sehen Chancen Kampf gegen Alzheimer
01.11.2008, 13:03 UhrGewöhnlich dämpfen Forscher die Hoffnung auf bahnbrechende Erfolge in der Medizin, doch beim Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit sind viele selbst von Zuversicht gepackt: "Das Verständnis der molekularen Mechanismen ist so weit fortgeschritten, dass wir wirklich auf der Spur sind", sagt Prof. Harald Hampel vom Trinity College Dublin über die Entwicklung von Medikamenten. Prof. Hans-Jürgen Möller von der Universität München rechnet mit entscheidenden Fortschritten "in den nächsten zehn, vielleicht fünf Jahren". Doch der Vorsitzende der Hirnliga, der Vereinigung deutscher Alzheimerforscher, warnt auch: "Es hat keinen Sinn nur darauf zu warten."
Falsche Scheu vor Diagnose
Schon heute gibt es Möglichkeiten, die Symptome der unheilbaren Krankheit zu dämpfen und den bislang unaufhaltsamen Hirnabbau wenigstens zu bremsen. Doch zu viele Ärzte hätten eine falsche Scheu vor der Diagnose Alzheimer, sagt Möller. Bei einem Symposium der Hirnliga in Frankfurt am Main stieß er damit auf Zustimmung. Martin Haupt, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und psychotherapie, sieht die verschwiegene Diagnose auch aus anderem Grund als verpasste Chance: "Jeder hat ein Recht darauf, dass er mit seinen Störungen umgehen und Vorsorge treffen kann."
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz. Der auf bestimmte Eiweißablagerungen, sogenannten Plaques, zurückgeführte Abbau von Nervenzellen in der Großhirnrinde geht mit dem steigenden Verlust geistiger Fähigkeiten einher. Grundlagenforscher und Pflege- Experten sehen sich gemeinsam im Wettlauf gegen die Zeit. "Das wird eine Epidemie, eine Volkserkrankung", sagt Hampel. 2006 habe es weltweit 25 Millionen Alzheimer-Patienten gegeben, 2050 würden es 105 Millionen sein. Die Dramatik sorge aber für Dynamik in der Forschung, auch weil Länder wie China das Problem erkannt hätten.
Ist dieser Weg eine Sackgasse?
Doch viele Erfolge werfen neue Fragen auf: So gibt es Studien, bei denen Wirkstoffe die Alzheimer-Plaques im Gehirn beseitigt hatten, doch die Krankheit nicht anders als bei unbehandelten Patienten verlief. Ist dieser Weg eine Sackgasse? Hampel gibt zu bedenken, dass Wirkstoffe bei Patienten getestet würden, bei denen die Krankheit fortgeschritten sei. Vielleicht sei ihr Einsatz weit früher wirksamer. Prof. Walter Müller, Direktor des Pharmakologischen Instituts der Universität Frankfurt, verweist auf Alzheimer-Modelle, nach denen die Zell-Schädigung vor der Plaque-Ablagerung erfolge.
Nach Hampels Angaben gibt es derzeit weltweit immerhin mehr als 120 Arznei-Studien. Wegen des heute guten Grundlagenwissens über die Alzheimer-Krankheit zeigt er sich weiter zuversichtlich: "Da gibt es eine ganze Reihe vielversprechender Kandidaten."
Quelle: ntv.de, Frank van Bebber, dpa