Voranschreitende Evolution Kanadische Mütter immer jünger
05.10.2011, 11:08 Uhr
Québecer Frauen bekommen ihr erstes Kind im Durchschnitt mit 22 Jahren.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Kanadische Wissenschaftler stellen über wenige Generationen hinweg eine konstante Veränderung biologischer Merkmale fest: Frauen aus Québec bekommen ihre Kinder immer früher. Das beruht weder auf einem zufälligen Trend noch auf Einflüsse der Umwelt, sondern ist auf eine genetische Veränderung zurückzuführen.
Auch in Zeiten enormer kultureller und technologischer Entwicklungen schreitet die Evolution des Menschen voran. Wie kanadische Wissenschaftler nachwiesen, lässt sich schon über wenige Generationen eine konstante Veränderung biologischer Merkmale nachweisen. So sei in einer franko-kanadischen Bevölkerungsgruppe im Verlauf der vergangenen knapp 150 Jahre das Alter der Frauen zum Zeitpunkt der ersten Geburt stetig gesunken. Das schreiben die Forscher in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.
Emmanuel Milot von der Université du Québec à Montréal und seine Mitarbeiter hatten eine Bevölkerungsgruppe untersucht, die auf der Ile de Coudres lebt, einer Insel nordöstlich des kanadischen Québec. Aus Kirchenarchiven liegen umfassenden Daten der Bewohner vor, etwa zu Hochzeiten, Geburten und Todesfällen. Die Wissenschaftler prüften nun unter anderem, in welchem Alter und wie viele Kinder jene Frauen bekommen haben, die zwischen 1799 und 1940 geheiratet hatten.
Kein zufälliger Trend
Die Auswertung zeigte, dass das Alter der Frauen zum Zeitpunkt der ersten Geburt im Verlauf der Zeit von durchschnittlich 26 auf 22 Jahre sank. Dies entspricht der bereits in anderen Studien gezeigten Annahme, dass die natürliche Selektion ein jüngeres Alter der Frauen bei der Familiengründung bevorzugt. Denn dadurch steigen in der Regel die Gesamtgröße der Familie und die allgemeine Fitness.
Mithilfe statistischer Analysen stützten die Forscher ihre Annahme, dass die beobachtete Verschiebung des Alters kein zufälliger Trend ist oder auf Einflüsse aus der Umwelt zurückzuführen ist, sondern tatsächlich auf genetischen Veränderungen beruht – und somit durch natürliche Selektion hervorgerufen wurde.
Die Menschen entwickeln sich stetig weiter, schreiben die Wissenschaftler, und das Wirken der Evolution sei auch in kurzen Zeiträumen von nur wenigen Generationen nachweisbar. Veränderungen des Alters bei der ersten Geburt wirkten sich nachhaltig auf die Demographie einer Bevölkerungsgruppe aus. Studien, die die Bevölkerungsentwicklung und die damit zusammenhängenden Auswirkungen untersuchten, müssten evolutionäre Veränderungen demnach berücksichtigen.
Quelle: ntv.de, dpa