Spirale frisst Zwerg Kannibalismus unter den Galaxien
12.09.2010, 15:29 Uhr
Kleinere Satellitengalaxien, die einer Spiralgalaxie zu nahe kommen, werden eingefangen und zu länglichen Sternströmen verformt.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
In den fernen Tiefen des Alls haben Astronomen Spuren von Galaxien-Kannibalismus gefunden. Die Beobachtungen belegen, dass große Spiralgalaxien wie unsere Milchstraße generell wachsen, indem sie sich kleinere Sternsysteme einverleiben. Diese Form von Kannibalismus war aus unserer lokalen Gruppe von Galaxien schon bekannt. Mit nur drei großen Spiralgalaxien und einigen Zwerggalaxien ist die lokale Gruppe aber zu klein, um diese Form der Galaxienevolution als universelles Prinzip zu belegen, wie das Max- Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg berichtet.
Kommt eine Zwerggalaxie einer großen Spiralgalaxie zu nahe, wird sie von deren Schwerkraft zu oft bizarr anmutenden Formen auseinandergezogen. Typischerweise entsteht dabei ein längliches Sternenband, das Astronomen Gezeitenstrom nennen. Die Sterne dieses Stroms vermischen sich langsam mit denen der großen Galaxie.
In einer systematischen Himmelsdurchmusterung suchten die Astronomen bei bis zu 50 Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxien, den Geschwistern unserer Milchstraße, nach solchen Gezeitenströmen und anderen Spuren von Verschmelzung. Tatsächlich stellten sie fest, dass Gezeitenströme mit einer Masse von einem bis fünf Prozent der Gesamtmasse einer Spiralgalaxie relativ häufig vorkommen. Das belegt, dass der in unserer lokalen Gruppe beobachtete Galaxienkannibalismus ein gängiger Mechanismus der Galaxienevolution ist.
Die Durchmusterung des Teams um David Martinez-Delgado läute eine neue Runde der systematischen Untersuchung von Galaxienwechselwirkungen ein, betont das Heidelberger Institut. Besonders bemerkenswert sei, dass die Durchmusterung mit Amateurteleskopen von 10 bis 50 Zentimetern Durchmesser gelungen sei. Eine derzeit laufende weitere Durchmusterung solle auch quantitative Tests von Modellen der Galaxienevolution erlauben. Die aktuelle Durchmusterung stellen die Forscher im ”Astronomical Journal” vor.
Quelle: ntv.de, dpa