Musik zum Einschlafen Kaum Freizeit im All
16.02.2008, 17:21 UhrSie sitzen da, wie eine Fußballmannschaft beim Gruppenfoto - locker und entspannt, in roten oder grünen Poloshirts. Doch in Wirklichkeit befinden sie sich gerade hoch oben im Weltall im europäischen Forschungslabor "Columbus". "Ich fühle mich prima, genau wie die gesamte Crew", sagt der deutsche Astronaut Hans Schlegel fröhlich. Er und seine Kollegen auf der Internationalen Raumstation ISS waren am Samstag per Funk mit dem Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln verbunden und beantworteten bei einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten.
Besonders sein erster "Weltraumspaziergang" wird Schlegel wohl immer in Erinnerung bleiben. "Der spannendste Moment war es, durch die Luke rauszugehen, weil man nicht weiß, wie es sich draußen anfühlen wird", erzählt der 56-Jährige. "Aber am schwierigsten war es, hinterher wieder reinzugehen. Es ist einfach so schön, den Blick auf die Erde zu genießen, dass man gar nicht mehr zurück möchte." Schlegel hatte am Mittwoch zusammen mit seinem US-Kollegen Rex Walheim bei einem Außeneinsatz einen neuen Stickstofftank für das äußere Kühlsystem der ISS installiert. Nach etwa einer Stunde im All habe er das Ruhrgebiet und das Rheintal erkennen können, berichtet Schlegel, der unter anderem mehrere Jahre in Aachen gelebt hat.
Dass er wegen gesundheitlicher Probleme nicht wie geplant schon beim ersten Außeneinsatz der Crew mitmachen durfte, sei schon eine Enttäuschung für ihn gewesen, sagt er. Zum Glück sei aber ja einen Tag später alles wieder in Ordnung gewesen. Schlegel ist nach Thomas Reiter der zweite Deutsche, der je im Raumanzug im All schwebte.
Freizeit bleibt den Astronauten an Bord der ISS kaum. "Ein bisschen Musik hören zum Einschlafen, aber ansonsten ist unsere Zeit wirklich sehr ausgefüllt - auch, wenn wir gerade mal nicht arbeiten", sagt Schlegel. "Normale Dinge wie Essen machen oder Zähne putzen erfordern hier einfach einen sehr großen Aufwand."
Die siebenköpfige Crew des Space-Shuttle - darunter neben Schlegel auch der Franzose Lopold Eyharts - hatte das 880 Millionen Euro teure Weltraumlabor "Columbus" zur ISS gebracht und installiert. Es ist der wichtigste europäische Beitrag zur Internationalen Raumstation. Zehn Jahre lang sollen dort wissenschaftliche Versuche durchgeführt werden.
An diesem Mittwoch - einen Tag später als ursprünglich vorgesehen - soll die Raumfähre "Atlantis" Schlegel wieder zur Erde zurückbringen. Was er dann machen wird, weiß der Vater von sieben Kindern schon ganz genau: "Erst mal meine Familie begrüßen und dann eine Dusche nehmen."
Von Petra Albers, dpa
Quelle: ntv.de