Übertragung von Vogelgrippe Kaum Kontakt zu Hausgeflügel
12.06.2008, 16:45 UhrDie Vogelgrippe wird entgegen der bisherigen Annahme nur selten von Wildvögeln auf Hausgeflügel übertragen. Das haben Wissenschaftler des grenzüberschreitenden Forschungsprogramms "Constanze" am Bodensee festgestellt. "Zwischen wildlebenden Enten und gehaltenen Hühnern, Enten und anderem Hausgeflügel gibt es kaum direkte Kontakte", hieß es in einer "Constanze"-Mitteilung in Bregenz. In der österreichischen Bodenseestadt debattieren rund 80 Forscher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zu diesem Freitag über die neuen Erkenntnisse. Bisher standen insbesondere Wasservögel im Verdacht, das auch für den Menschen gefährliche Virus in Geflügelhaltungen einzuschleppen.
Forscher der Vogelwarte Radolfzell am Max-Planck-Institut für Ornithologie hatten von Oktober 2007 bis Januar 2008 bei zwölf Geflügelbetrieben rund um den Bodensee beobachtet, welche Wildvögel sich am Gehege aufhielten. Wildenten oder andere andere Wasservögel waren nicht darunter, sondern nur Haussperlinge, Buchfinken oder Aaskrähen. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass eine Einschleppung der Vogelgrippe durch direkten Kontakt eher selten sein muss.
Kontakt im Winter nicht häufiger als im Sommer
Zugleich fand das Schweizer Tropeninstitut bei Befragungen von knapp 4000 Haltern von Freilandgeflügel heraus, dass nur in jedem sechsten Betrieb Wasservögel eingeflogen waren. Die Kontakte waren im Winter nicht häufiger als im Sommer, obwohl im Winter zehnmal mehr Wasservögel auf dem Bodensee leben. Zu "Constanze" gehören auch drei Anlagen in Ufernähe mit flugunfähigen "Wächterenten". Die Tiere werden kontinuierlich auf Vogelgrippe untersucht. Die Forscher konnten mehrfach Grippeviren feststellen, allerdings nur relativ ungefährliche Virentypen.
In der internationalen Bodenseeregion waren im Frühjahr 2006 Dutzende toter Wildvögel mit dem hochansteckenden Virustyp H5N1 entdeckt worden. Nach dem Ausbruch der Tierseuche wurde das Forschungsprojekt "Constanze" ins Leben gerufen
Quelle: ntv.de