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Impfschutz gegen Aids "Keine Perspektive"

Eine Schutzimpfung gegen Aids ist nach Einschätzung von Experten noch in weiter Ferne. "Im Augenblick gibt es keine Perspektive auf einen anwendbaren Impfstoff", sagte der Direktor des Virologischen Instituts an der Uniklinik Erlangen, Bernhard Fleckenstein, vor dem dritten Europäischen Virologenkongress in Nürnberg.

"Geradezu beängstigend"

Dass trotz intensiver Forschung kein Wirkstoff gegen das HI-Virus gefunden worden sei, liege an dessen ganz spezieller Biologie, erklärte Fleckenstein. Selbst wenn gegen das HI-Virus Antikörper gebildet würden, schützten diese nicht vor einer Infektion. Auch die Möglichkeit, über einen so genannten Lebendimpfstoff, bei dem wie bei der Impfung gegen Masern oder Kinderlähmung ein abgeschwächter Erreger verabreicht werde, scheide bei Aids aus. So könne das Virus selbst in sehr abgeschwächter Form unter gewissen Umständen die Krankheit hervorrufen. "Das ist geradezu beängstigend", betonte Fleckenstein.

Dennoch hätten sich die Behandlungsmethoden erheblich verbessert, sagte Fleckenstein. Es sei davon auszugehen, dass bei einer dauerhaften Einnahme verschiedener Medikamente in Kombination ein Überleben zwischen 10 bis 30 Jahre für die Infizierten möglich sei. Bisher betrage die durchschnittliche Überlebensdauer etwa fünf Jahre. Außerdem werde die Grundlagenforschung in Richtung eines Impfstoffes vorangetrieben. "Die Hoffnung darf man nicht aufgeben", erklärte Fleckenstein.

"Nicht mit einer Therapie auszurotten"

Aids sei nicht allein mit einer Therapie auszurotten, sagte er. Wegen der zu erwartenden längeren Überlebenszeit der Erkrankten steige das Risiko neuer Infektionen. Die langfristige Lösung könne daher nur eine Präventionsmaßnahme, also eine Impfung, sein, betonte der Experte.

Bei dem Virologenkongress vom 1. bis 5. September treffen sich in Nürnberg mehr als 1.400 Experten aus dem In- und Ausland. In Symposien und Workshops werden unter anderem neue Impfstrategien im Kampf gegen Krebs, Virenerkrankungen von Pflanzen und die Seuchengefahr neuer Erreger diskutiert.

Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Entdeckung des Botenstoffs Interferon vor 50 Jahren. Der in England von den Professoren Alick Isaacs und Jean Lindenmann gefundene Stoff hindert die Viren an ihrer Vermehrung und wird zur Behandlung von Hepatitis B und C eingesetzt. Wie der ärztliche Direktor der Abteilung Virologie am Uniklinikum Freiburg, Otto Haller, erklärte, sind weltweit etwa 300.000 Menschen chronisch an Hepatitis C erkrankt. Diese Infektion führe zu Leberversagen und sei in Westeuropa der häufigste Grund für eine Lebertransplantation. Weil Interferon das Zellwachstum hemme, sei es auch für die Krebsforschung interessant.

Quelle: ntv.de

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