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Mit Hilfe eines imaginären Freundes Kinder entwickeln Erzählfähigkeit

Mädchen allein am Fenster.

Mädchen allein am Fenster.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Früher gingen Pädagogen davon aus, dass Fantasiefreunde bei Kindern auf Entwicklungsprobleme und Ängstlichkeit hindeuten würden. Doch neuseeländische Forscher widersprechen dieser Annahme. Sie konnten in einer Studie zeigen, dass Kinder mit einem imaginären Freund offenbar bessere erzählerische Fähigkeiten entwickeln als Kinder ohne diese Freunde.

"Die Ergebnisse bestätigen, dass ein imaginierter Gefährte im frühen Kleinkindalter nicht Zeichen einer Störung ist, sondern im Gegenteil: er wirkt sich anscheinend positiv auf die kindliche Sprachentwicklung aus. Erzählerische Fähigkeiten gelten als ein guter Prognosefaktor für die späteren Lesefertigkeiten und damit unter anderem auch für den schulischen Erfolg", erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Richtung der Zusammenhänge noch ungeklärt

Die neuseeländischen Forscher vermuten, dass Kinder mit erdachten Gestalten vielleicht mehr Übung im Erzählen haben, da sie sich zunächst selbst ausdenken müssen, was sie gemeinsam erleben, oder auch weil Eltern oder Familienangehörige sie öfter nach ihrem imaginären Freund fragen. Offen ist aber, ob nicht auch ein umgekehrter Zusammenhang vorliegt, d.h. erzählerisch begabte Kinder zum Erfinden eines Begleiters tendieren. Prof. Elaine Reese und Dr. Gabriel Trionfi von der Universität von Otago in Neuseeland untersuchten die Sprache von 48 Jungen und Mädchen im Alter von fünfeinhalb Jahren, unter denen 23 einen imaginären Freund hatten.

Alle Kinder sollten erfundene und tatsächlich erlebte Begebenheiten erzählen. Es zeigte sich, dass sich Kinder mit ihren erfundenen Freunden in ihrem Wortschatz nicht von denen ohne Fantasiegestalt unterschieden, wohl aber in ihrer Erzählkunst. Jene gaben mehr Dialoge wieder und informierten den Zuhörer besser über Zeit, Ort und ursächliche Zusammenhänge in einer Geschichte. "Eltern sollten ihre Kinder nicht daran hindern, einen tierischen, menschlichen oder undefinierbaren Freund zu erfinden. Sie sollten ihr Kind ruhig dazu ermuntern, darüber zu berichten", lautet das Fazit von Dr. Fegeler.

Quelle: ntv.de, bvkj

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