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Die gebaute Umwelt Kinder früh sensibilisieren

Kinder sollten nach Ansicht des Hamburger Architekturkritikers Gert Kähler bereits früh ein Bewusstsein für ihre gebaute Umwelt entwickeln. Das Thema sollte besser in den Schulunterricht integriert werden und Jugendliche damit in die Lage versetzen, sich selbst ein kritisches Urteil bilden zu können, sagte Kähler in einem Gespräch mit der dpa. "Es geht um ein erweitertes, sich auf die gesamte gebaute Umgebung beziehendes Architekturverständnis jenseits aller ästhetischen Festlegungen. Die gebaute Umgebung beeinflusst jeden einzelnen und verändert ihn, wie die Familie, aus der man kommt oder wie die Schule, die man besucht."

Kinder sollten erfahren, dass Straßen und Häuser etwas ausdrücken, etwas mit ihnen machen, das beginne schon bei der Farbwirkung, die eine bestimmte Stimmung provoziere. Vor dem Hintergrund großer Herausforderungen wie Klimawandel und demographischer Entwicklung sollten Jugendliche frühzeitig lernen, dass sie als Bürger ihre Umgebung aktiv mitgestalten können, sagte Kähler, der mehrere Bücher zu dem Thema publiziert hat. Entscheidend sei, auch soziologische und psychologische Aspekte einzubeziehen. "Es geht nicht darum zu zeigen, das ist schön und das ist hässlich oder das ist Gotik und das ist Barock." Obwohl in den Lehrplänen vorhanden, werde das Thema häufig nicht oder nur im Kunstunterricht behandelt. Zudem gebe es bundesweit zu wenig Abstimmung.

Vorbildlich seien skandinavische Länder. So habe in Finnland das "Recht auf eine gute Umgebung" sogar Verfassungsrang. Bereits im Jahr 2000 erhielten dort 52 Prozent der Kinder im Pflichtunterricht, außerdem etwa 43 Prozent freiwillig eine "Architekturerziehung". In Helsinki gebe es auf Architektur spezialisierte Kindergärten und eine Jugendarchitekturschule. In den Niederlanden werde angestrebt, 1 Euro pro Einwohner für Themen der Baukultur zu investieren. Kähler: "Davon sind wir in Deutschland noch meilenweit entfernt."

Quelle: ntv.de

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