Von Lehrern oft unterschätzt Kinder im Hintergrund
21.02.2008, 16:23 UhrSchüchterne Kinder haben es in der Schule schwerer. Sie haben weniger Freunde und fallen den Lehrern weniger auf. In deren Wahrnehmung bleiben sie deutlich im Hintergrund, sagte Prof. Georg Stöckli vom Pädagogischen Institut der Universität Zürich bei der Bildungsmesse Didacta (noch bis 23. Februar) in Stuttgart. Eine Untersuchung über mehrere Jahre habe gezeigt, dass 94 Prozent der Schüler, die von ihren Lehrern im ersten Schuljahr als "sehr gut bekannt" eingeschätzt werden, zu den Nicht-Schüchternen zählen. Im dritten Schuljahr seien es immer noch 85 Prozent, erläuterte Stöckli.
Schüchternheit wird von Erwachsenen häufig als leidvolle Erfahrung erinnert. Kontaktprobleme, Hemmungen beim Sprechen mit anderen oder Minderwertigkeitsgefühle sind oft damit verbunden. In der Grundschule sind nach Daten, die auf Einschätzungen von Lehrern basieren, gut 15 Prozent der Kinder "überdurchschnittlich schüchtern". Doch seien solche Daten mit Vorsicht zu genießen, weil gerade bei Schüchternheit Fremd- und Selbsteinschätzung oft auseinanderklaffen.
Stille und schüchterne Kinder zeichnen sich schon im Kindergarten dadurch aus, dass sie in ihren sprachlichen Fähigkeiten eingeschränkt sind und weniger Erfolgszuversicht als andere Kinder zeigen. Schüchternheit im Kindergarten erlaube aber kaum Rückschlüsse auf den zu erwartenden Schulerfolg. Das Problem liege in der Regel weniger darin, dass schüchterne Schüler schlechtere Leistungen zeigten. Ihre schulische Kompetenz werde aber von den Lehrern oft unterschätzt. Von Gleichaltrigen werden sie zudem seltener als Freunde gewählt, und sie haben auch insgesamt oft wenige Freunde. Im Gegensatz zu aggressiven Kindern werden sie von ihren Mitschülern allerdings seltener offen abgelehnt, erläuterte Prof. Stöckli.
Quelle: ntv.de